Klartext-Abwasser

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Impressum Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA) Theodor-Heuss-Allee 17 | 53773 Hennef Telefon: +49 2242 872-333 info@dwa.de | www.dwa.de Text: Christa Becker, Köln Alexandra Bartschat, DWA Redaktion Alexandra Bartschat Satz: DWA, Hennef Druck: bprintmedien, 53119 Bonn Gedruckt auf 100 % Recyclingpapier © DWA, 16. Auflage, Hennef 2025

Inhalt Einleitung ...................................................................... 4 Abwasser Ein Produkt der Zivilisation .......................................... 5 Kanalisation Der sichere Weg in die Kläranlage ............................... 8 Kläranlage Mechanische, biologische und chemische Reinigung ............................................ 10 Die vierte Reinigungsstufe............................................ 13 Aufbereitung und Verwertung des Klärschlamms........................................................ 14 Gebühren und Eigeninitiative Investition in die Zukunft .............................................. 16 Gewässerschutz Der richtige Umgang mit dem Wasser ............................................................ 18 Die DWA Klare Konzepte. Saubere Umwelt. ............................... 20 Weitere DWA-Informationsbroschüren ........................ 21

4 Aber Gewässerschutz muss bereits bei uns selbst beginnen:  sparsam mit Wasser belastenden Haushaltsstoffen umgehen  mitdenken, wann und wofür Leitungswasser verwendet wird In der vorliegenden Broschüre erfahren Sie Vieles übers Wasser, über die Ableitung von Schmutzwasser und die Abwasserreinigung. Diese Broschüre möchte Ihnen verdeutlichen:  wie Abwasser entsteht  wohin es fließt  mit welchem Aufwand es gereinigt wird Sie finden außerdem Anregungen, wie Sie aktiv zum Schutz unserer Gewässer beitragen können und wo Sie weiterführende Informationen erhalten. Gewässerschutz – immer noch eines der wichtigsten umweltpolitischen Themen unserer Zeit – fordert jeden von uns: die Bürger*innen, die Abwasserfachleute, die Politiker*innen. Denn nur durch zukunftsweisende Maßnahmen und durch gezieltes Engagement können wir erreichen, dass unsere Gewässer auch künftigen Generationen als wertvolle Ressource und funktionsfähiges Ökosystem zur Verfügung stehen. Viele Maßnahmen zum Schutz der Gewässer greifen bereits. Baumaßnahmen in Kanälen und Kläranlagen haben zu entscheidenden Verbesserungen geführt; selbst ehemals stark verschmutzte Flüsse bieten Kleinstlebewesen und Fischen in großem Artenreichtum wieder ein Zuhause. Einleitung © iStock.com/portishead1

Abwasser geht jeden an | Im Klartext 5 Abwasser Ein Produkt der Zivilisation Mit Beginn des Industriezeitalters hat der Mensch maßgeblich in den Wasserhaushalt eingegriffen und das ökologische Gleichgewicht gestört. Wirtschaftliche Interessen standen lange im Mittelpunkt, Umwelt spielte keine Rolle oder der Schutz der Umwelt war zweitrangig. Natürliche Selbstreinigungskräfte der Gewässer reichten bald jedoch nicht mehr aus. Neben der Industrie und ihrem bedenkenlosen Umgang mit Schadstoffen lag dies auch an der wachsenden Bevölkerungszahl und Siedlungsdichte. Denn Schmutzwasser entsteht nicht nur in Produktions- und Gewerbebetrieben. Abwasser ist in wesentlichem Umfang ein Produkt aus privaten Haushalten. Auch Regenwasser, das von bebauten und befestigten Flächen – also von Dächern und Straßen – abläuft und in die Kanalisation gelangt, ist Abwasser. Erst die Erkenntnis, dass die Zerstörung der Gewässer auch den Menschen und seine Zivilisation zerstört, führte zu einem Umdenken. Bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde in Deutschland der Ausbau von Kanalnetzen vorangetrieben und mit dem Bau von Kläranlagen begonnen. Inzwischen ist der Gewässerschutz zu einer der wichtigsten Herausforderungen und Aufgaben geworden. Mit dem erfreulichen Ergebnis, dass sich die Qualität unserer Flüsse entscheidend verbessert hat. Heute werden in privaten Haushalten pro Einwohner*in durchschnittlich 121 Liter Wasser am Tag verbraucht. Hierin ist der Anteil des Kleingewerbes mit circa neun Prozent enthalten. Circa 27 Prozent des Wassers rauscht durchs WC, 36 Prozent machen Baden, Duschen und Körperpflege aus. Durch Spülen, Waschen und Putzen werden nochmals durchschnittlich 24 Prozent verbraucht. So gelangt das meiste Wasser direkt in die Kanalisation, nur vier Prozent des Wassers wird für Essen und Trinken benötigt. Kleingewerbe 9 % Körperpflege 36 % Essen/Trinken 4 % Wäsche waschen 12 % Geschirr spülen 6 % Raumreinigung/ Garten 6 % Toilettenspülung 27 % Trinkwasserverwendung im Haushalt 2023 Quelle: BDEW-Wasserstatistik, geschätzte Mengen

6 Bild links: Historischer Abwasserkanal in Karlsruhe Großes Bild: Berlin von unten © Stadt Karlsruhe ©DWA-Fotowettbewerb 2016 / Birgit Schulze-Gabriel, Jack Simanzik

Abwasser geht jeden an | Im Klartext 7 Die Abwasserbehandlung unterliegt strengen Kontrollen, die durch gesetzliche Vorschriften geregelt sind. Betriebe, bei denen Abwasser mit gefährlichen Inhaltsstoffen anfällt, dürfen diese nicht einfach in die öffentliche Kanalisation einleiten, sondern sie müssen ihr Abwasser zuvor klären. Im Frühjahr 2024 hat das Europäische Parlament eine überarbeitete Fassung der Kommunalabwasserrichtlinie beschlossen. Aufgenommen wurden das Verursacherprinzip und die Herstellerverantwortung. Das bedeutet, dass Produzenten von Arzneien und Kosmetika verpflichtet werden, ihre Produkte anders zusammenzusetzen oder aber sich finanziell an der Abwasserreinigung und somit am Gewässerschutz zu beteiligen. Öffentliche Kläranlagen reinigen pro Jahr rund zehn Milliarden Kubikmeter Abwasser. In Litern ausgedrückt: Rund neun Billionen Liter Abwasser fließen jährlich durch die Kanalisation, davon etwa fünf Billionen Liter Schmutzwasser aus privaten Haushalten, Industrie und Gewerbe und circa vier Billionen Liter Regenwasser, das ebenfalls in den Klärwerken gereinigt wird. (Quelle: BMUV und www.ardalpha.de) Auf ein Jahr hochgerechnet könnte mit dieser Abwassermenge der Chiemsee fünfmal gefüllt werden. Kanalreinigungswagen Anfang des 20. Jh. © Stadt Düsseldorf Kanalreinigung mit Kette und Bürste © Stadt Düsseldorf

8 Kanalisation Der sichere Weg in die Kläranlage Jahrhunderte hindurch hat man das Abwasser im Boden versickern lassen oder in fließende Gewässer abgeleitet und der natürlichen Selbstreinigungskraft der Gewässer vertraut. Heute ist es für uns selbstverständlich, dass unser Abwasser in die Kanalisation eingespeist wird. 99 Prozent der Wohnbevölkerung Deutschlands sind ans Kanalnetz angeschlossen. Das Abwasser wird unterirdisch in einem System von Röhren und Schächten gesammelt. Mit zunehmender Menge werden die Querschnitte der Leitungen immer größer, bis sie in einen Hauptkanal münden, der das Abwasser zur Kläranlage führt. In der Kanalisation gibt es für die Sammlung von Schmutz- und Regenwasser zwei unterschiedliche Verfahren:  Mischsystem  Trennsystem Beim Mischsystem fließen Regen- und Schmutzwasser zusammen in einen Kanal. Stauräume und Entlastungsbauwerke, in denen das Abwasser zurückgehalten werden kann, sorgen dafür, dass die Kläranlage bei starkem Regen nicht überlastet wird. Das Wasser aus den Stauräumen wird nach Regenende zur Kläranlage abgeleitet und dort gereinigt. Der - zumeist sehr kleine Anteil - der das Rückhaltevolumen übersteigt, wird als stark verdünntes Mischwasser am Regenüberlauf in das Gewässer eingeleitet. Das Trennsystem leitet das Regenwasser in separaten Kanälen direkt in ein Gewässer. Mitgeschwemmte Bestandteile werden in der Regel zuvor jedoch in Absetzbecken entfernt. In reine Regenwasserkanäle darf kein Abwasser gelangen. Trennsystem-Kanalisationen erkennt man in der Regel an zwei unmittelbar nebeneinander liegenden Kanaldeckeln in der Straße.

Abwasser geht jeden an | Im Klartext 9 Mischsystem Schmutz-und Regenwasserkanal Stauraum Schmutzwasserkanal Regenwasserkanal Trennsystem Kläranlage Gewässer Gewässer Kläranlage Überlauf bei Starkregen An die Kanalisation werden hohe Anforderungen gestellt: Die Rohrleitungen müssen den Belastungen standhalten, eine hohe Lebensdauer haben und für spätere bauliche Entwicklungen bereits frühzeitig bemessen werden. Das Wasser sollte eine Fließgeschwindigkeit erreichen, die Ablagerungen an den Kanalwänden weitestgehend verhindert. Kanalschäden müssen frühzeitig erkannt und beseitigt werden, um Folgeschäden am Bauwerk oder fürs Grundwasser zu vermeiden. Ingenieur*innen planen die Abwasserleitungen und finden mit Hilfe des DWARegelwerks die jeweils beste Lösung.

10 Rechen Sandfang Vorklärbecken Sandaustrag Schlammräumschild Räumerbrücke Grobstoffe Kläranlage Mechanische, biologische und chemische Reinigung Abwasserreinigung ist aufwendig. Hier stellen wir die verschiedenen Schritte vor. Die mechanische Reinigung Der Rechen Wenn das Abwasser in der Kläranlage eintrifft, durchläuft es zunächst einen Rechen, der alle groben Abwasserinhaltsstoffe zurückhält. Dabei wird leider immer wieder sichtbar, wie viel Abfall über die Kanalisation entsorgt wird. Der Sandfang Es folgt der Sandfang. Hier wird die Fließgeschwindigkeit reduziert. Schwere Stoffe, zum Beispiel Sand und Kies, sinken ab. Das Vorklärbecken Im Vorklärbecken wird die mechanische Abwasserreinigung abgeschlossen. Langsam absinkende Feststoffe und aufschwimmende Stoffe trennen sich vom fließenden Wasser. Beides wird zusammengeschoben und entfernt (Primärschlamm).

Abwasser geht jeden an | Im Klartext 11 Belebungsbecken Nachklärbecken Fällmitteltank Dosierstation Lufteinperlung Antriebskette Rührer Räumbalken Druckluft (Sauerstoff) Schlammtrichter Antriebsrichtung Die biologische Abwasserreinigung Das Belebungsbecken Im Belebungsbecken beginnt die biologische Reinigung, das heißt, biologisch abbaubare Stoffe werden aus dem Abwasser entfernt. Durch Druckbelüftung oder Rotoren, Kreisel und Bürsten wird Sauerstoff ins Becken geblasen, um für die im Schlamm enthaltenen Mikroorganismen günstige Bedingungen zu schaffen, damit diese Schadstoffe wie Kohlenstoff, Stickstoff und Phosphor als Nahrung aufnehmen können. Ein anderes biologisches Reinigungsverfahren ist der Tropfkörper. Hier wird das Abwasser über Steinbrocken verrieselt. Die Kleinstlebewesen setzen sich dort als "biologischer Rasen" ab und sorgen so für die Reinigung. Das biologische Verfahren kopiert die Selbstreinigungsprozesse der natürlichen Gewässer. Das Nachklärbecken Um biologisch abbaubare Stoffe noch besser aus dem Abwasser zu entfernen, müssen zusätzliche Verfahren angewendet werden. Vor allem Stickstoff und Phosphor entziehen den Gewässern Sauerstoff und sorgen für starkes Algenwachstum. Sie müssen daher weiter reduziert werden. Die Verfahren, mit denen Stickstoff eliminiert wird, heißen Nitrifikation und Denitrifiktion. Bei der Nitrifikation wird Ammonium in Nitrit (NO2) und anschließend in Nitrat (NO3) umgewandelt, jeweils unter Zufuhr von Sauerstoff. Auch hier sind Mikroorganismen am Werk. Bei der Denitrifikation wird das erzeugte Nitrat zu Stickstoff (N2), der anschließend in die Atmosphäre abgegeben wird, die ohnehin zu fast 80 Prozent aus diesem Gas besteht. Auch hierbei helfen Kleinstlebewesen, allerdings nur unter sauerstoffarmen Bedingungen.

12 Belebungsbecken mit Nachklärung © Entsorgungsverband Saar – Abwasserwirtschaft – (EVS), Saarbrücken Nach Durchlaufen der biologischen Reinigungsstufe ist das Abwasser zu 90 Prozent wieder sauber. Neben den beschriebenen Verfahren gibt es auch kleinere sogenannte Pflanzenkläranlagen. Hier wird das Abwasser nach der mechanischen Reinigung durch einen von Sumpfpflanzen durchwurzelten Boden geführt, ohne Sauerstoffzufuhr. Auch hier helfen die Mikroorganismen, die auf den Wurzeln und im Boden sitzen, das Abwasser zu reinigen. Die chemische Abwasserreinigung Um Phophorsalze aus dem Abwasser zu entfernen, kommt die chemische Reinigung zum Einsatz. Man spricht auch von Phosphatfällung. Mit Hilfe von Fällmitteln - dies sind zumeist Eisen- oder Alumiumsalze - gehen die noch im Abwasser enthaltenen Phosphate (PO4) im Belebungsbecken eine nicht wasserlösliche Verbindung ein. Diese Schlammflocken setzen sich wiederum im Nachklärbecken ab und werden, eingedickt, in den Faulturm weitergeleitet. Eine andere Variante der Phosphorelimination ist ein biologisches Verfahren. Hier werden die Mikroorganismen im Belebtschlamm dazu veranlasst, Phosphat in ihren Zellen einzulagern und so dem Abwasser zu entziehen. Die chemische und die biologische Phosphorelimination werden oftmals zusammen angewendet. Die Phosphorelimination ist notwendig, um eine Eutrophierung, also eine Überdüngung von Gewässern mit Nährstoffen, zu verhindern.

Abwasser geht jeden an | Im Klartext 13 Die vierte Reinigungsstufe Auch wenn die bisher beschriebenen Reinigungsstufen rund 90 Prozent aller Schmutz- und Schadstoffe beseitigen, verbleiben noch Spurenstoffe, die aus Arzneimitteln, Kosmetika, Reinigungsmitteln und anderen Haushalts- und Industriechemikalien stammen. Die europäische Kommunalabwasserrichtlinie verpflichtet daher größere Kläranlagen bis 2045 zu einer vierten Reinigungsstufe. Für einen nachhaltigen Gewässerschutz sollen auf diese Weise auch geringe Konzentrationen von Schadstoffen eliminiert werden. Die weitergehende Abwasserreinigung entfernt auch hartnäckige Mikroverunreinigungen. Diese Verfahren kommen zum Einsatz:  Ozonierung  Aktivkohlefiltration  Kombination aus beidem Bei der Ozonierung wird dem Abwasser Ozon (O3) zugesetzt. Spurenstoffe, vor allem Medikamentenrückstände und Pestizide, werden durch chemische Reaktion mit Sauerstoff zerstört. Bei der Aktivkohlefiltration wird das Abwasser durch einen Aktivkohlefilter geleitet, der organische Verbindungen, und bestimmte Schwermetalle adsorbiert. Ozonierung und Aktivkohlefiltration können auch kombiniert werden. Letztlich haben alle drei Methoden ihre Vor- und Nachteile. Welche Methode gewählt wird, hängt von den Voraussetzungen der Kläranlage, der gewünschten Wasserqualität und der Größe der Gewässer ab. Weitergehende Abwasserreinigung © Eurawasser Aufbereitungs- und Entsorgungs GmbH, Rostock

14 Aufbereitung und Verwertung des Klärschlamms Im Klärschlamm steckt Energie. Um diese zu nutzen, muss zuvor der hohe Wasseranteil reduziert werden, der vor der Trocknung bei circa 98 Prozent liegt. In größeren Kläranlagen beginnt die Entwässerung in sogenannten Voreindickern. Hier hat der Schlamm Zeit zum Absetzen, das überschüssige Wasser wird entfernt. Im Anschluss wird der vorentwässerte Schlamm in die Faultürme gepumpt, wo er circa 20 bis 30 Tage verbleibt. Der Schlamm wird auf 35 bis circa 37 Grad Celsius erwärmt. Hier sorgen Methanbakterien, luft-und lichtdicht von der Außenwelt abgeschlossen, für eine weitere Verringerung des Schlammvolumens. Hierbei entsteht Biogas, das als Energiequelle in der Kläranlage genutzt werden kann. Nach dem Faulprozess ist der Schlamm nahezu geruchlos, enthält jedoch noch immer einen hohen Wasseranteil. Im Nacheindicker wird - wiederum mit Hilfe der Schwerkraft - der Feststoffanteil weiter erhöht. Nun hat der Schlamm nur noch circa 50 Prozent seines ursprünglichen Volumens. In vielen Fällen kommen jetzt Bandfilterpressen, Kammerfilterpressen oder Zentrifugen zum Einsatz. Sie üben soviel Druck auf den Schlamm aus, dass von ihm weniger als ein Fünftel übrigbleibt. Das ausgepresste Wasser wird in den Klärprozess zurück geleitet. Der nach diesem Prozess trockene Klärschlamm wird in der Regel verbrannt, zu einem kleinen Teil durfte er bisher auch als Dünger in der Landwirtschaft eingesetzt werden. Trotz aller Reinigungsverfahren enthält Klärschlamm noch Nährstoffe wie Phosphor und Stickstoff, die in den Wasserkreislauf zurück gelangen. Im Schlamm sind außerdem noch Schadstoffe wie Schwermetalle, Rückstände von Arzneimitteln und Chemikalien aus dem Haushalt enthalten. Daher sieht die Klärschlammverordnung ab 2025 ein weitreichendes Verbot der sogenannten bodenbezogenen Verwertung vor.

Abwasser geht jeden an | Im Klartext 15 Absetzbecken (auch Vor-/Nacheindicker genannt) Faulturm Schlammentwässerung am Beispiel Bandfilterpresse Schlammwasser Biogas Rührer Klärschlamm Wasser Schlamm aus dem Faulturm Entwässerter Schlamm Wasser Kräl- bzw. Rührwerk Bandfilter Die Klärschlammverordnung schreibt ebenfalls vor, dass große Kläranlagen ab 2032 aus dem Klärschlamm bzw. aus der Asche, die nach der Verbrennung übrigbleibt, Phosphor zurückgewinnen müssen, da dieser Nährstoff dringend benötigt, als natürlicher Rohstoff jedoch knapp wird. Wie bereits erwähnt, entsteht bei der Faulung auch Gas. Das Faul- oder Klärgas gilt als Biogas und kann für den Wärme- und Strombedarf der Kläranlage genutzt, Überschüsse können ins städtische Netz eingespeist werden. Kläranlagen werden auf diese Weise energieautark, also vom öffentlichen Stromnetz weitgehend unabhängig. Benötigt werden hierfür allerdings Blockheizkraftwerke, die das Gas umwandeln. Ohne Heizwerk muss das überschüssige Gas abgefackelt werden. Auch hier kommt nochmals die europäische Kommunalabwasserrichtlinie ins Spiel. Bis 2045 soll der gesamte Abwasser- sektor energieneutral sein. Das bedeutet, dass der Strom, der für den Betrieb der Anlagen benötigt wird, selbst erzeugt werden muss oder aber, dass die Anlagen so optimiert werden müssen, dass sie weniger Energie benötigen.

16 Gebühren und Eigeninitiative Investition in die Zukunft Bau und Betrieb von Abwasserkanälen und Kläranlagen sind mit Kosten verbunden, die von den Städten und Gemeinden über die Abwassergebühren auf die Einwohner*innen übertragen werden. Hierbei dürfen wir jedoch nicht vergessen, dass Wasser die Grundlage unseres Lebens ist und dass die Investitionen in den Gewässerschutz die wertvolle Ressource auch für künftige Generationen erhalten. Dank intensiver Bemühungen von Gesetzgeber, Fachleuten und Industrie sind im Abwasserbereich erhebliche Fortschritte erzielt worden. Gewässergütekarten zeigen, dass viele Fließgewässer nur noch gering bis mäßig mit Schadstoffen belastet sind. Der Rhein bietet den Lachsen wieder ein Zuhause. Die Abwassertechnik hat sich mit den wachsenden Anforderungen an den Gewässerschutz zu einem eigenen Wirtschaftszweig entwickelt. Für Planung, Bemessung, Bau und Betrieb von Abwasser- anlagen wird von Ingenieur*innen und Fachleuten aus der Verwaltung zumeist das DWA-Regelwerk genutzt, da es den aktuellen Stand der Technik beschreibt, viele Empfehlungen gibt und in der Praxis bewährte Verfahren darstellt. Versickerung, Speicherung, Hochwasserschutz Neben der Entsorgung über die Kanalisation spielt die Speicherung und Nutzung bzw. die Versickerung von Regenwasser Mulden- Rigolen-Versickerung © DWA / Eva Geelen

Abwasser geht jeden an | Im Klartext 17 eine immer größere Rolle. Der Klimawandel führt uns vor Augen, dass auch wir vor Dürren nicht geschützt sind. Eine Entsiegelung von Flächen und der Ausbau von blau-grüner Infrastruktur in Städten und Gemeinden wird immer wichtiger. Aber auch dies geht nicht zum Nulltarif. Auch die Speicherung und Nutzung von Regenwasser bzw. dessen Versickerung vor Ort entlasten die Kläranlagen, weshalb vielfach die Entsiegelung von Flächen angestrebt wird. Was viele nicht bedenken: Als Hauseigentümer*in ist man dafür verantwortlich, gegen Wasserschäden auf dem eigenen Grundstück vorzusorgen. Die Kanalisation kann große Regenmengen, die in kurzer Zeit vom Himmel fallen, nämlich nicht vollständig ableiten. Fehlt dann eine Sicherung in Form einer Rückstauklappe oder einer Abwasserhebeanlage, muss man damit rechnen, dass das Wasser über die Rohrleitungen aus der Kanalisation zurück ins Haus fließt. Grafik: Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA) Quelle: Aqua-Bautechnik 2024 Rückstauklappe Rückstauebene – maximal möglicher Wasseranstieg Revisionsschacht Kanal

18 Gewässerschutz Der richtige Umgang mit dem Wasser Zum Schutz unserer Gewässer können wir alle beitragen, zumeist schon durch einen sorgsamen und sparsameren Umgang mit der Ressource Wasser. Leider wird die Toilette immer noch als Abfallbehälter benutzt. Die Entsorgung von Müll über die Abwasserreinigung ist allerdings sehr arbeits- und kostenintensiv. Deshalb: Zigarettenkippen, Katzenstreu und Hygieneartikel wie Wattestäbchen, Damenbinden, Slipeinlagen oder gar Windeln haben in der Toilette nichts verloren. Farben, Lacke und Lösungsmittel können Wasser sehr stark verschmutzen. Auch sie gehören nicht ins Klo! Pflanzenschutz und Schädlingsbekämpfungsmittel sowie Öle und Fette gefährden die Leistungsfähigkeit unserer Kläranlagen. Über den Klärschlamm, der teilweise als Dünger genutzt wird, gelangen Schadstoffe und Mikroplastikteile zudem in die Böden und somit auch in den Wasserkreislauf. Gefährlich sind auch Alt-Medikamente. Sie gehören in den Restmüll oder können bei der Apotheke abgegeben werden. Aggressive Allzweck-, Sanitär-, Abfluss- und WC-Reiniger stören den Klärprozess. Sie können Rohre und Dichtungen zerfressen und schädigen die Gewässer. Zumeist reichen umweltfreundliche Substanzen wie Schmierseife und Scheuerpulver, Essigessenz und Zitronensäure. Einzeln dosierbare Pulver im Baukastensystem verringern Tenside um bis zu 30 und Bleichmittel um bis zu 90 Prozent. Autos werden umweltbewusst in Waschanlagen gereinigt. Gewässerschutz beginnt im Haushalt.

Abwasser geht jeden an | Im Klartext 19 Auf keinen Fall Feste oder flüssige Stoffe, die nicht in Ausguss und Toilette gehören Das nicht! Schaden So ist's richtig Papier, Papierverpackungen, Zeitungspapier Verstopfen die Rohre Papiertonne Textilien, Bekleidung Verstopfen die Rohre Container-, Straßensammlung, Kleiderkammer, Secondhandladen Slipeinlagen, Binden, Feuchttücher, Tampons, Kondome, Windeln, Wattestäbchen Verstopfen die Rohre Restmüll Säuren, Laugen, Farben, Lacke, Verdünner, Altöl, Pflanzenschutzmittel Vergiften das Abwasser Sondermüll Batterien Vergiften das Abwasser Sammelbehälter in Supermärkten oder Drogerien Medikamente Vergiften das Abwasser Apotheke oder Restmüll Speisereste, Brat- und Frittierfett Verstopfen die Rohre, locken Ratten an Restmüll Zigarettenkippen, Rasierklingen Behindern die Abwasserreinigung Restmüll Flaschenverschlüsse, Kronkorken Behindern die Abwasserreinigung Gelbe Tonne

Die DWA Klare Konzepte. Saubere Umwelt. Die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA) ist ein technisch-wissenschaftlicher Fachverband mit rund 14.000 Mitgliedern. Dies sind Fach- und Führungskräfte der Wasser- und Abfallwirtschaft, die in Kommunen, Hochschulen, Ingenieurbüros, Behörden und Unternehmen arbeiten. Aber auch Städte und Gemeinden, Abwasserzweckverbände, Behörden, Hochschulen und die Unternehmen selbst sind DWA-Mitglieder. Die DWA formuliert technische Standards, bringt sich in die Normungsarbeit ein, unterstützt die Forschung, fördert die Aus- und Weiterbildung und berät Politik, Wissenschaft und Wirtschaft. Die DWA wurde 1948 gegründet. Sie ist national und international aktiv. Mittlerweile blicken wir auf 75 Jahre Erfahrung zurück. Die DWA hat ihren Hauptsitz in Hennef (NRW), ist aber auch in sieben Landesverbänden organisiert. Unsere Expert*innen arbeiten eng mit den Verwaltungen von Bund, Ländern und Kommunen zusammen. Aus gesetzlichen Vorlagen werden Handlungsempfehlungen für die Praxis formuliert. Diese veröffentlicht die DWA in ihrem Regelwerk für den technisch-wissenschaftlichen, wirtschaftlichen und rechtlichen Umwelt- und Gewässerschutz. Die Themen Wasser, Abwasser und Abfall werden jedoch nicht nur für die Fachwelt aufbereitet, sondern auch in zahlreichen Broschüren für Kinder, Jugendliche, Lehrkräfte und interessierte Bürger*innen aufgegriffen. 20 © shaiith / Fotolia

Abwasser geht jeden an | Im Klartext Überflutungen: Hochwasser und Starkregen Überflutungen und Starkregen treten immer häufiger auf. Wie und wo der Staat, die Länder und die Kommunen zur Hochwasservorsorge beitragen, zeigt diese Broschüre. Mit zahlreichen Tipps werden Bürgerinnen und Bürger informiert, wie man sich mit der richtigen Bau-, Risiko- und Verhaltensvorsorge vorbereiten kann. Regenwasser auf dem Grundstück In Deutschland werden durchschnittlich knapp 800 Liter Regenwasser pro Jahr und Quadratmeter Bodenfläche gemessen. Hochwasser und Dürreperioden sowie ein zunehmendes ökologisches Bewusstsein haben in den letzten Jahren zu einem Nachdenken über den sinnvollen Umgang mit Niederschlag geführt. Wie der auf dem eigenen Grundstück aussehen kann, zeigt diese Klartext-Broschüre. Blau | Grün | Grau: Die wassersensible Zukunftsstadt Wasser muss in der Stadt gehalten, in die Stadt zurückgeholt werden. Grün und Blau werten die Stadtteile optisch auf, reduzieren durch Verdunstungskühlung den Hitzestress an heißen Sommertagen und schützen vor Überflutungen bei heftigem Regen. Der Klimawandel macht es notwendig, Klimainseln zu schaffen. Was das konkret heißt, zeigen große Umsetzungsbeispiele aus der Praxis und kleine Ideen für alle, die in der Stadt leben. Weitere DWA-Informationsbroschüren DWA-Angebot: www.dwa.info/materialien Über die DWA 21

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Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA) Theodor-Heuss-Allee 17  53773 Hennef Telefon: +49 2242 872-333  info@dwa.de  www.dwa.de www.dwa.de

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