Im Klartext Und was macht Ihr Hausanschluss? Private Abwasserleitungen müssen dicht sein www.dwa.de © visaplan GmbH, Bochum aus Bürgerinformationsfilm zur Grundstücksentwässerung
Impressum Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA) Theodor-Heuss-Allee 17 · 53773 Hennef Telefon: +49 2242 872-333 info@dwa.de · www.dwa.de Text: DWA Satz: Barbara Bolzau, DWA Druck: Siebengebirgsdruck, Bad Honnef © DWA, 6. überarbeitete Auflage, Hennef 2022
Inhalt Vorwort........................................................................... 4 Status Quo...................................................................... 7 Grundleitungen und Anschlusskanäle ........................ 7 Öffentlich oder privat – – wer ist zuständig? ..................................................... 10 Was sagen die Paragraphen dazu? ............................. 11 Ein paar grundsätzliche Fakten .................................. 13 Schäden am Hausanschluss ....................................... 17 Und wer hat dieses ganze Know how? ........................ 19 Ihre ersten Ansprechpartner vor Ort........................... 21 Noch mal nachgeschaut .............................................. 22 Weitere DWA-Informationsbroschüren ....................... 23
4 Während regelmäßige Wartungen und Überprüfungen bei anderen Gütern wie Autos und Heizungen selbstverständlich sind, fehlt vielen Hauseigentümer*innen das Bewusstsein für ihre eigene Grundstücksentwässerungsanlage. Dabei ist die Vermeidung von Schäden an und durch die Abwasseranlagen auf dem Grundstück Teil der Eigentümer*innenpflicht. Die Instandhaltung der Grundstücksentwässerungsanlagen dient nicht nur dem Eine funktionierende Abwasserbeseitigung ist für viele selbstverständlich. In der Regel verschwenden wir keine weiteren Gedanken daran, was mit dem Schmutzwasser aus beispielsweise unserer Spülung oder der Badewanne geschieht. Nur bei Funktionsstörungen der Grundstücksentwässerungsanlagen, wie verstopften Leitungen und überschwemmten Kellern, wird uns der Wert der Abwasserbeseitigung schlagartig klar. Doch dann ist es meistens schon zu spät. Vorwort © Jochen Durchleuchter, Emschergenossenschaft
Und was macht Ihr Hausanschluss? | Im Klartext Prof. Dr. Uli Paetzel Präsident der DWA 5 Erhalt des Gebäudewerts, sondern auch dem Schutz der Umwelt. Denn Abwasser, das durch schadhafte Abwasserleitungen außerhalb des Gebäudes austritt, belastet den Boden und das Grundwasser. Dabei reicht die Bandbreite der Verunreinigungen von Fäkalien, Wasch- und Reinigungsmittel über Rückstände aus Medikamenten oder Kosmetika bis hin zu chemischen Schadstoffen sowie Bakterien oder Viren. Zudem können Schäden an der Grundwasserleitung auch umgekehrt zu einströmendem Grundwasser führen. Dies hat zur Folge, dass die Leistungsfähigkeit der öffentlichen Kanäle beeinflusst wird und das saubere Grundwasser in den Kläranlagen gereinigt werden muss. Die Kosten für diesen Mehraufwand tragen Sie als Gebührenzahler bzw. Gebührenzahlerin. Außerdem kann eingespültes Erdreich und Sand dazu führen, dass die Standsicherheit der Leitungen und Kanäle gefährdet wird. Größere Hohlräume können im Extremfall sogar die Statik angrenzender Gebäude oder Verkehrsflächen gefährden. In Zeiten von immer häufiger auftretenden Starkniederschlägen ist zudem eine Rückstausicherung empfehlenswert. Liegen im Gebäude die Hausanschlüsse unterhalb der Rückstauebene des öffentlichen Entwässerungssystems, wird bei starken Niederschlägen das Wasser in das Haus gedrückt. Sind keine Rückstausicherungen bei Ihnen vorhanden, zahlt bei einem Schaden weder die Versicherung noch haftet die Gemeinde. Um Schäden rechtzeitig erkennen und beheben zu können, müssen Grundstücksentwässerungsanlagen, zwar in längeren Zeitabständen, aber dennoch regelmäßig, durch Fachfirmen untersucht werden. Früh erkannte kleine Undichtheiten sind auf diese Weise meist schnell und günstig reparabel. So leisten Sie nicht nur einen Beitrag zum Boden- und Grundwasserschutz, sondern bewahren auch Ihr Eigentum vor Schaden und Wertverlust. Insbesondere bei Bau und Sanierung der Leitungen helfen Fachfirmen, auf die Sie vertrauen können. Der Güteschutz Grundstücksentwässerung (RAL-GZ 968) und die Prüfstelle Grundstücksentwässerung der GFA (gfa-news.de/guetezeichen.html) überprüfen regelmäßig Firmen auf deren Qualifikation. Ich wünsche Ihnen viel Freude mit dieser Broschüre und dem darin enthaltenen Experten-Wissen. Damit sind Sie über die rechtlichen Pflichten und technischen Möglichkeiten zur Überprüfung und Instandsetzung Ihrer Grundstücksentwässerungsanlagen informiert.
6 Systemskizze Mischsystem Systemskizze Trennsystem
Und was macht Ihr Hausanschluss? | Im Klartext 7 Fachleute schätzen die Länge privater Abwasserleitungen etwa doppelt so groß wie die des öffentlichen Kanalnetzes ein. Das heißt rund 1,2 Mio. km Kanalrohre „schlummern“ unter Deutschlands Häusern, Garagen, Gärten, Gehwegen und Straßen. Es sind die so genannten Hausanschlusskanäle und Grundleitungen, die die Abwässer des Hauses in die öffentliche Kanalisation leiten. Die Grundleitungen, die im Erdreich oder „unter“ der Grundplatte des Hauses verlaufen, führen das Abwasser dem Anschlusskanal zu. Dieser wiederum leitet das Abwasser von der ersten Reinigungsöffnung, z. B. dem Revisionsschacht, bis in den öffentlichen Kanal. Je nach Entwässerungssystem der Kommune gibt es einen oder sogar zwei Hausanschlüsse. Beim Mischsystem werden Schmutz- und Regenwasser gemeinsam über einen Anschlusskanal abgeleitet. Beim Trennsystem wird zum einen das Regenwasser von Dach- und befestigten Flächen separat gesammelt und in den öffentlichen Regenwasserkanal abgeleitet, zum anderen fließt das Schmutzwasser aus dem Haus (Spül-, Wasch- und Toilettenwasser) in einer eigenen Leitung in den öffentlichen Schmutzwasserkanal ab. Rund 600.000 km lang ist das öffentliche Kanalsystem in Deutschland. Milliarden Euro haben Städte und Kommunen in den letzten Jahren für seine Sanierung, Instandhaltung und Ausbau in die Hand genommen, und auch zukünftig werden es ähnlich hohe Beträge sein, die noch investiert werden müssen. Intakte und einwandfrei funktionierende Abwasserleitungen sind ein Stück unserer Zivilisation, ein Stück unserer Gesundheitsvorsorge, und nicht zuletzt stellen sie einen aktiven Beitrag für eine saubere Umwelt dar. Grundleitungen und Anschlusskanäle Status Quo
8 © Roland Weisz/DWA LV H/RP/S
Und was macht Ihr Hausanschluss? | Im Klartext 9 Sind die Hausanschlüsse aus den Augen und damit aus dem Sinn?! Über ihren Zustand hört man jedenfalls nicht viel Gutes. Die letzte Umfrage der DWA (Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V.) zum Zustand der Kanalisation in Deutschland zeigt erneut, dass mit rund 27 % die Schadensursache „Einragender oder schadhafter Anschluss“ am häufigsten vorkommt. Das heißt, es ist kein fachgerechter Anschluss an die öffentliche Kanalisation erfolgt. Dabei wurden aber nur die unmittelbaren Anschlussbereiche erfasst, nicht die Anschlussleitungen selbst und auch nicht die Grundleitungen. Hierüber gibt es wesentlich weniger Informationen, da die Zustandserfassung mehrheitlich in der Verantwortung des privaten Eigentümers bzw. der privaten Eigentümerin liegt. Es lässt sich aber vermuten, und da sind sich die Fachleute einig, dass es um sie schlecht bestellt ist und rund 75 % der vorhandenen Anschlusskanäle und Grundleitungen undicht sind und saniert werden müssen. Die Hauptgründe für diese Misere sind mangelhafte Bauausführung sowie unzureichende oder gar fehlende Bauüberwachung. Natürlich spielt auch das Alter der Leitungen eine Rolle. Und wer nur einen Moment über die Beschaffenheit des Abwassers nachdenkt, weiß, wie die Folgen undichter Leitungen aussehen können und welche Brisanz darin steckt. Durch Undichtheiten kann vor allem bei Rückstau Abwasser austreten und – neben den Unannehmlichkeiten, die sich im Haus und auf dem Grundstück bemerkbar machen – Boden und Grundwasser verunreinigen. Umgekehrt werden durch das Eintreten von Grundwasser erhebliche Mengen an Fremdwasser in die öffentliche Kanalisation gelangen. Letzteres ist nicht gefährlich, aber überflüssig und teuer, da das saubere Grundwasser alle Reinigungsstufen in der Kläranlage durchläuft. Mit diesem kleinen Exkurs in die Abwassertechnik wird deutlich, dass bezüglich der Grundstücksentwässerungen Handlungsbedarf besteht und dringend etwas geschehen muss! Foto links: Teststrecke für die Schulung zur TV-Inspektion (KASSELWASSER) © Jörg Metzger-Jung /WVE Kaiserslautern
10 Öffentlich oder privat – wer ist zuständig? Klar ist, dass sich die Städte und Gemeinden um die öffentliche Abwasserentsorgung und damit um die meist entlang der Straßentrassen liegenden unterirdischen Kanäle kümmern. Sie sind zuständig für Bau, Betrieb, Wartung und Instandhaltung. Und wenn Sanierungen oder gar ein Neubau notwendig werden, übernehmen sie auch das. Die Kosten für all das werden über die Abwassergebühren der Bürger*innen gedeckt. So kann ein ordnungsgemäßer Zustand und damit der Substanz- und Werterhalt der öffentlichen Abwasseranlagen gewährleistet werden. Um die Hausanschlüsse müssen sich die Grundstückseigentümer*innen selbst kümmern. Da geht kein Weg dran vorbei, das hat der Gesetzgeber so vorgesehen. Wie heißt es so schön: Eigentum verpflichtet! Nur viele Grundstückseigentümer*innen wissen gar nichts von ihrer Verantwortung, dass ihr privater Hausanschluss funktionsfähig, dicht und damit rückstausicher sein muss. Natürlich wird so etwas schnell übersehen, denn das Problem liegt ja unter der Erde, eventuell sogar unter einer Bodenplatte. Viele wissen auch nicht, dass laut Definition nicht nur die Grundleitungen auf dem Grundstück, sondern auch der gesamte Abschnitt bis zum öffentlichen Kanal, also der Anschlusskanal, dazugehören. Allerdings gibt es in Bezug auf die Zuständigkeit zwischen Grundstücksgrenze und öffentlichem Kanal keine bundeseinheitliche Regelung. Die Kommunen legen vielfach die Zuständigkeiten und Aufgaben in ihren eigenen Entwässerungssatzungen fest. Das kann zum Beispiel bedeuten, dass die Kommune die Prüfung für den oder die Eigentümer*in organisatorisch übernimmt. Daher ist die eigene Kommune auch die beste Ansprechpartnerin für alle weiteren rechtlichen und organisatorischen Fragen. Aber eines ist jetzt klar: der Hausanschluss braucht – etwa wie die Heizung oder das Auto – eine fachgerechte Wartung und muss instand gehalten und gepflegt werden.
Und was macht Ihr Hausanschluss? | Im Klartext 11 In allen Bundesländern gibt es gesetzliche Regelungen für Grundstücksentwässerungsanlagen. Die Formulierung des entsprechenden Paragraphen ist zwar landesspezifisch, aber die Inhalte sind vergleichbar: Bauliche Anlagen dürfen nur errichtet werden, wenn die einwandfreie Ableitung der Abwässer, Niederschlagswasser und Schmutzwasser, dauerhaft gesichert ist. Die Anlagen dafür sind so einzubauen, herzustellen und zu betreiben, dass sie betriebssicher und dicht sind. Bei Bau und Betrieb besteht die Verpflichtung, die anerkannten Regeln der Technik einzuhalten. Diese ergeben sich aus den verschiedenen DIN-Normen sowie den Arbeits- und Merkblättern der DWA. Viele Kommunen haben allgemeine Regelungen und Leitlinien zum Bau, Betrieb und Unterhalt von Anschlussleitungen und Grundstücksentwässerungen in ihren Satzungen verankert, um eine hohe Qualität und damit verbunden gute Bauleistungen zu erzielen. Einen einheitlichen, verbindlichen Anforderungskatalog an die Qualifikation von bauausführenden Unternehmen gibt es nicht. Als Qualitätsnachweis, an dem sich sowohl Kommunen als auch Privatpersonen orientieren können, hat sich das RAL Gütezeichen Grundstücksentwässerung etabliert (siehe Seite 20). Landesbauordnung hin, kommunale Satzungen her, Fakt ist: Unsere Grundstücksentwässerungen haben es – kurz ausgedrückt – bitter nötig! Was ist also zu tun? Wer kann den Zustand meiner Grundstücksentwässerung überprüfen? An wen kann ich mich wenden? Wer kennt sich aus? Wo kann ich mich informieren? Was sagen die Paragraphen dazu? © Jörg Metzger-Jung /WVE Kaiserslautern
12 © AuntSpray - stock.adobe.com
Und was macht Ihr Hausanschluss? | Im Klartext 13 Vorgehensweise zur Dichtheits- bescheinigung Ein paar grundsätzliche Fakten Foto links: Neuverlegung einer Hausanschlussleitung Erst einmal Entwarnung: Um herauszubekommen, ob die private Abwasserleitung in Ordnung ist, sprich, ob sie einer Dichtheitsprüfung standhält, muss weder der Garten umgegraben, noch Kellerräume, Wege oder Straßen aufgerissen werden. Gleiches gilt auch (zumindest in den meisten Fällen), wenn Schäden vorhanden und ihre Sanierung unumgänglich ist. Das geht heute alles mit modernster Technik, die Fach- unternehmen mit geschultem Personal und geeigneten Geräten bestens beherrschen.
14 Aber als Grundstückseigentümer *in ist es von Vorteil, einige Fachbegriffe zu kennen. Um die Dichtheit der Grundleitungen festzustellen, sind zunächst eine Reinigung und dann eine optische Inspektion durchzuführen. Sind die Ergebnisse der optischen Inspektion unzureichend oder ist eine optische Inspektion nicht möglich, ist schließlich eine Dichtheitsprüfung durchzuführen. Auch das geschieht ohne Aufgrabung und Eingriff in die Bausubstanz. Reinigung Die Reinigung erfolgt gewöhnlich durch den Einsatz von Hochdruck-Spüldüsen, die über Revisionsschächte oder Reinigungsöffnungen eingeführt werden, und in Fließrichtung des Abwassers spülen. Mit dieser Hochdruckspülung werden lose Verschmutzungen und die meisten Ablagerungen und Verfestigungen beseitigt. Inspektions- kamera Optische Inspektion Die Sicht ist jetzt sozusagen frei für eine optische Inspektion mit der TVKamera. Damit werden der Zustand der Leitungen und die sichtbaren Schäden festgestellt. Die Auswertung der Schadensbilder lässt Rückschlüsse auf die Dichtheit der Kanäle zu. Die TVKamera kann von der Revisionsöffnung in Richtung des öffentlichen Kanals und in Richtung des Gebäudes eingesetzt werden. © Roland Weisz/DWA LV H/RP/S © Roland Weisz/DWA LV H/RP/S
Und was macht Ihr Hausanschluss? | Im Klartext 15 Dichtheitsprüfung Kann eine optische Inspektion aufgrund einer schlechten oder gar unmöglichen Zugänglichkeit für die TV-Kamera nicht oder nur teilweise durchgeführt werden, oder sind die gewonnenen Schadensbilder nur unzureichend und damit eine Aussage über die Dichtheit der Leitungen unzuverlässig, ist die Wasserdichtheit nachzuweisen. Und das sieht so aus: Nach dem Absperren der Leitung wird das Grundleitungssystem bis zur Oberkante des tiefsten Punkts (z. B. Fußbodenablauf) mit Wasser geflutet und über ca. 15 Minuten gehalten. Während dieser Zeit wird der tatsächliche Wasserverlust gemessen. Die Leitung gilt als dicht, wenn ein bestimmter Wasserverlust, der auch vom Rohrmaterial abhängig ist, nicht überschritten wird. Der Grundstücks- eigentümer bzw. die Grundstückseigentümerin erhält dann eine „Bescheinigung zur Dichtheit“. Wird der Wert überschritten, ist die Leitung undicht, sprich Boden und Grundwasser können Schaden nehmen. Die Bescheinigung bleibt aus. Hilfsmittel zur Dichtheits- prüfung wie z. B. Absperrblasen zur Abdichtung des Rohrs © Roland Weisz/DWA LV H/RP/S
16 Schäden an Entwässerungs- leitungen Bild links: Einragender Anschluss Bild links: Versatz und Scherbenbildung Bild links: Wurzeleinwuchs Bilder links: schadhafte Leitung bzw. Scherbenbildung/ Rohrbruch Bild rechts: Rohrbruch Bild rechts: Rohrbruch Bild rechts: Rissbildung und Wurzeleinwuchs Bild rechts: einragendes Dichtungsmaterial © Dr. rer. nat. Robert Thoma
Und was macht Ihr Hausanschluss? | Im Klartext 17 Haben die optische Inspektion und/oder die Dichtheitsprüfung ergeben, dass Schäden an der Hausanschluss- und Grundleitung vorliegen, muss, genau wie bei einem undichten Dach, der Schaden beseitigt werden. In der Abwassertechnik spricht man von der Sanierung der Schäden, hier also von der Sanierung der Hausanschluss- bzw. Grundleitung. Nach der europäischen Norm DIN EN 752 umfasst eine Sanierung „alle Maßnahmen zur Wiederherstellung oder Verbesserung von vorhandenen Entwässerungssystemen.“ Und dazu gehören: Schäden am Hausanschluss Reparatur „Maßnahme zur Behebung örtlich begrenzter Schäden“ (Muffenversatz, Risse, Löcher, etc.) Hierbei unterscheidet man zwischen dem: Injektionsverfahren – Pumpbare Stoffe werden unter Druck in Hohlräume mit dem Zweck der Verfestigung oder Abdichtung eingebracht. Roboterverfahren – Je nach Bauart können Roboter Hindernisse abfräsen, Hohlräume verfüllen, Scherben stabilisieren, Untergründe reinigen u.v.m. Renovierung „Maßnahmen zur Verbesserung der aktuellen Funktionsfähigkeit von Abwasserleitungen und -kanälen unter vollständiger oder teilweiser Einbeziehung ihrer ursprünglichen Substanz“. Eine Möglichkeit ist das: Schlauchliningverfahren – Hierbei wird ein mit Kunstharz getränkter Schlauch-Gewebeträger durch Luft- oder Wasserdruck an die Rohrwandung im Altrohr gepresst und ausgehärtet. Es entsteht ein muffenloses Kunststoffrohr im bestehenden Kanal. Sämtliche Renovierungsverfahren führen zu einer nominalen Querschnittsreduzierung des Rohrs. © Roland Weisz/DWA LV H/RP/S
18 Erneuerung „Herstellung neuer Abwasserleitungen und -kanäle in der bisherigen oder einer anderen Linienführung, wobei die neuen Anlagen die Funktion der ursprünglichen Abwasserleitungen und -kanäle ersetzen“ Die komplette Erneuerung eines Hausanschlusses ist dann fällig, wenn eine Reparatur oder Renovierung aufgrund von umfangreichen Schäden oder einer unzugänglichen oder fehlenden Revisionsöffnung nicht mehr möglich oder ausreichend ist. Wie bei der Reparatur und der Renovierung gibt es bei der Erneuerung ebenfalls grabenlose Verfahren, die möglicherweise zur Anwendung kommen können. Erneuerung durch Abhängen von Leitungen unter der Decke (links) oder Neuverlegung (rechts) © Roland Weisz/DWA LV H/RP/S © Roland Weisz/DWA LV H/RP/S
Und was macht Ihr Hausanschluss? | Im Klartext 19 Nun sollte klar sein: Nur ausgewiesene, geeignete Fachfirmen mit dem entsprechend ausgebildeten Fachpersonal und dem notwendigen Equipment sind in der Lage, die erforderlichen Arbeiten sach- und fachgerecht auszuführen. Die Anforderungen an diese Arbeiten sind enorm hoch und verlangen ein gehöriges Maß an Fachkenntnis, Qualitätsbewusstsein und nicht zuletzt an Verantwortung gegenüber dem Kunden und der Umwelt. Qualifiziertes Personal Die DWA bietet den Fortbildungs-Lehrgang des „Zertifizierten Kanal-Sanierungs- Beraters“ (ZKS) an. Hier haben Fachkräfte nach fest definierten Zugangsvoraussetzungen die Möglichkeit, an einer qualifizierten und praxisnahen Fortbildungsmaßnahme teilzunehmen. Mit dieser Zusatzqualifikation stehen dem Markt – ganz speziell auf die Thematik „Sanierung von Entwässerungssystemen“ zugeschnitten – über 2.000 ausgebildete Fachkräfte zur Verfügung. Einen Berater oder eine Beraterin in Ihrer Nähe finden Sie auf dwa.de/zks-berater. Seit 2009 schult die DWA außerdem Sachkundige für Zustands- und Funktionsprüfung von Grundstücksentwässerungsanlagen nach einem bundeseinheitlichen Konzept. Insbesondere für Mitarbeitende in Kommunen und Planungsbüros bietet sich die Zusatzqualifikation zum DWA-geprüften Berater Grundstücksentwässerung an. Neben technischen Know-how erhalten sie rechtliche und verwaltungsrelevante Themen vermittelt. Und wer hat dieses ganze Know-how?
20 Fachkundige Firmen Es gibt eine Vielzahl von Fachfirmen, die die erforderlichen Arbeiten an Grundstücksentwässerungen sach- und fachgerecht ausführen können, aber auch Firmen, die mit unseriösen Methoden arbeiten, mangelhafte Leistungen abliefern und so in der Vergangenheit insbesondere private Auftraggeber verunsichert haben. Drei Buchstaben – große Wirkung RAL steht für Qualität Um einheitliche Standards für Bau, Unterhalt, Prüfung und Sanierung von Abwasserleitungen und -kanälen auf Privatgrundstücken festzulegen, wurde 2011 die RAL-Gütegemeinschaft „Güteschutz Grundstücksentwässerung“ gegründet und mit ihr das Gütezeichen RAL-GZ 968 eingeführt. In mehr als 20 Ausführungsbereichen wie zum Beispiel Reinigung, Dichtheitsprüfung, Inspektion und Sanierung vergibt sie Gütezeichen an Unternehmen. Wenn Sie also das RAL-Logo auf Unterlagen, Homepage oder Baustellenfahrzeugen eines Unternehmens finden, haben Sie einen klaren Nachweis für Erfahrung, Zuverlässigkeit und Qualität. Hier wird nach anerkannten technischen Regeln gearbeitet. Eine neutrale Instanz überprüft regelmäßig Baustellen und Organisation. Eine Liste dieser Firmen finden Sie unter ral-grundstuecksentwaesserung.de/ fachunternehmen/. Die GFA, eine Servicegesellschaft der DWA, ist zusammen mit der DWA Gründungsmitglied der Gütegemeinschaft und gleichzeitig Prüfstelle. Firmen, die ein Gütezeichen beantragen wollen, finden alle wichtigen Informationen unter gfa-news.de/prüfstelle.
Und was macht Ihr Hausanschluss? | Im Klartext 21 Ihre ersten Ansprechpartner vor Ort Grundsätzlich gilt: Für alles gibt es Fachleute, für alles gibt es gute Lösungen, und besonnenes Handeln ist blindem Aktionismus immer vorzuziehen! Also: Bevor man sich als Grundstücksbesitzer*in auf die Suche nach einem Fachbetrieb für die Untersuchung des Hausanschlusses begibt, ist es sinnvoll, sich bei der Kommune über geplante Untersuchungen des öffentlichen Abwassernetzes vor der Haustüre zu informieren. Die Kommunen respektive die Betreiber der öffentlichen Abwasseranlagen sind zur Selbstüberwachung und Instand- haltung ihrer Kanäle verpflichtet. Werden bei der Wartung und Inspektion Schäden entdeckt, müssen diese – je nach Schadens- klasse – sofort oder nach einer bestimmten Frist saniert werden. Inspektion und Sanierung der öffentlichen Kanäle sind allerdings nur dann sinnvoll, wenn parallel dazu auch die privaten inspiziert und defekte Leitungen saniert werden. Daran hat die Kommune Interesse und für den Grundstückseigentümer bzw. die Grundstückseigentümerin hat es viele Vorteile. Bei laufenden öffentlichen Sanierungsarbeiten können die Arbeiten am privaten Hausanschluss kostengünstiger ausfallen. Oftmals erfolgt sogar die Koordination und Abwicklung daher komplett über die Kommune, sprich über die Fachleute des Tiefbauamts oder der Stadtentwässerungsbetriebe. Steht beim Betreiber der öffentlichen Kanalisation keine Inspektion und/oder Sanierung an, geben diese dennoch gerne Auskunft über qualifizierte Fachfirmen. Die Links der Seiten 19 und 20 helfen Ihnen bei der Suche. © ty fotolia
22 Noch mal nachgeschaut Grundstücksentwässerung Bauliche Anlage zur Sammlung und Ableitung, Beseitigung und Behandlung von Abwasser in Gebäuden und auf Grundstücken Anschlusskanal Kanal zwischen dem öffentlichen Abwasserkanal und der Grundstücksgrenze bzw. der ersten Reinigungsöffnung, z. B. Einstiegschacht auf dem Grundstück Grundleitung Im Erdreich oder in der Grundplatte unzugänglich verlegte Leitung, die das Abwasser in der Regel dem Anschlusskanal zuführt Mischsystem Entwässerungssystem zur gemeinsamen Ableitung von Schmutz- und Niederschlagswasser im gleichen Leitungs-/ Kanalsystem Trennsystem Entwässerungssystem, üblicherweise bestehend aus zwei Leitungs-/Kanalsystemen für die getrennte Ableitung von Schmutz- und Niederschlagswasser Schacht Einstieg mit abnehmbaren Deckel, angebracht auf einer Abwasserleitung oder einem Abwasserkanal, um den Einstieg von Personen zu ermöglichen Reinigungsöffnung Öffnung zur Reinigung, Kontrolle und Inspektion von Entwässerungsleitungen Inspektionsöffnung Öffnung mit abnehmbaren Deckel, angebracht auf einer Abwasserleitung oder einem Abwasserkanal, die die Zugänglichkeit nur von der Oberfläche aus erlaubt, nicht jedoch den Einstieg von Personen. Für Kommunen und Unternehmen finden sich hier alle wichtigen Informationen zum Thema Gütezeichen und einheitliche Qualitätsstandards für Bau, Unterhalt, Prüfung und Sanierung von Abwasserleitungen und -kanälen auf Grundstücken. Prüfstelle Grundstücksentwässerung
Und was macht Ihr Hausanschluss? | Im Klartext 23 u. v. m. unter www.dwa.de Regenwasser auf dem Grundstück In Deutschland werden durchschnittlich 789 Liter Regenwasser pro Jahr und Quadratmeter Bodenfläche gemessen. Hochwasser und Dürreperioden führten in den letzten Jahren zu einem Nach-denken über den sinnvollen Umgang mit Regenwasser. Wie der auf dem eigenen Grundstück aussehen kann, zeigt die Broschüre. Abwasser geht jeden an Die Broschüre erklärt, wie Abwasser entsteht, wohin es geleitet und mit welchem Aufwand es behandelt wird. Zusätzlich gibt sie Tipps, wie jeder aktiv zum Schutz des Wassers beitragen kann. Unser Wasser – alles klar? Die Broschüre gibt kompakte Informationen über wasserwirtschaftliche Zusammenhänge und hilft beim verantwortlichen Umgang mit Wasser im Alltag. Schadstoffspuren im Wasserkreislauf Unzählige Chemikalien sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken: Arzneimittel, Kosmetikartikel, Haushaltsreiniger, Wandfarben, u.v.m. Die Broschüre gibt Ihnen Tipps, wie Sie dazu beitragen können, dass die Stoffe erst gar nicht in den Wasserkreislauf gelangen. Weitere DWA-Informationsbroschüren Über die DWA
Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA) Theodor-Heuss-Allee 17 · 53773 Hennef Telefon: +49 2242 872-333 · Fax: +49 2242 872-100 info@dwa.de · www.dwa.de www.dwa.de
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