Die Automatisierung bietet für den wirtschaftlichen und sicheren Betrieb von Kläranlagen und Kanalnetzen ein großes Potenzial. Aktuelle Initiativen wie Industrie 4.0 oder Wasserwirtschaft 4.0 rücken die Möglichkeiten von Informations- und Kommunikationstechnologien und Automatisierung deutlicher als zuvor in das Blickfeld. Das kann hilfreich sein, es befördert aber zugleich die Diskussion über Risiken – insbesondere solcher aus dem Bereich der IT-Sicherheit. In jedem Fall gilt auch weiterhin, dass praxistaugliche Lösungen ein enges Zusammenwirken verschiedener Fachdisziplinen von der Planung, über den Anlagenbetrieb, Wartung und Instandhaltung bis zur Migration der Technik erfordern.
Konzepte und Methoden im Sinne von Industrie 4.0 für die Abwasserwirtschaft sind z. B. Informationsmodelle und mathematische Prozessmodelle, die IT-Unterstützung im Betrieb der Anlagen, messtechnische Entwicklungen, aber auch die Nutzung von Cloud-Diensten und die fortschreitende informationstechnische Vernetzung unter Nutzung von internet-basierter Lösungen.
Mit der fortschreitenden Digitalisierung der Daten wird eine Steuerung der Abwasseranlagen immer effektiver möglich. Zum Beispiel können die Abflussmengen sowie das Einstau- und Überstauverhalten (Höhenstandsmessungen) von Regenentlastungsanlagen kontinuierlich an das Prozessleitsystem übertragen werden, so dass die Höhenstands- und Weiterleitungsmessungen für alle RÜB digital mit einer zeitlichen Auflösung von einer Minute vorliegen. Das Entlastungsverhalten (Dauer und Volumen) kann dann über eine höhenstandsabhängige Funktion berechnet und ebenfalls an das Prozessleitsystem übermittelt werden. Die Abflusssteuerung kann dann auf Grundlage von quantitativen Messdaten (Höhenständen und Abflüssen) sowie Verschmutzungsparametern durchgeführt werden.