Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V.
DVWK-Merkblatt 211 „Ermittlung des Interzeptionsverlustes in Waldbeständen bei Regen“ (1986) zurückgezogen
Zurückziehung
Vitalität und Leistung europäischer Wälder hängen weitestgehend und unmittelbar von dem durch den Niederschlag bereitgestellten und im Boden gespeicherten Wasser ab. Der Niederschlag muss auf seinem Weg von der Wolke zum Boden die Kronenschicht, die Strauch- und Krautschicht und schließlich die Streuschicht passieren. Baumart, Bestockungsdichte, Bestandsstruktur, Bodenflora und Streuauflage bestimmen daher die Größe der Oberfläche, auf der Teile des Niederschlags haften (Interzeption) und direkt wieder verdunsten (Interzeptionsverlust). Auf den gleichen Oberflächen werden Stoffe gasförmig, nass und trocken deponiert, die mit späteren regenwässern zu Boden gespült werden.
Die Kenntnis des lnterzeptionsverlustes und des Bestandsniederschlags ist eine unerlässliche Voraussetzung für das Verständnis des Wasserkreislaufs in Waldbeständen und der damit verknüpften quantitativen und qualitativen Teilprobleme. Diesbezügliche Untersuchungen sollten wegen der vielfältigen Fehlermöglichkeiten nach einheitlichen Verfahren durchgeführt werden, um eine Vergleichbarkeit der Ergebnisse zu gewährleisten. Um auch den Ansprüchen einer Parametrisierung der Interzeption zu genügen, wird auf die zeitliche Auflösung der Messungen in homogenen Versuchsbeständen besonderer Wert gelegt.
Diesem Ziel diente das vom DVWK-Fachausschuss „Wald und Wasser“ erarbeitete Merkblatt zur Auswahl der Messflächen und ihrer Instrumentierung. Wo die geforderten Messbedingungen nicht erfüllt sind, wird die Übertragbarkeit der Ergebnisse entsprechend eingeschränkt.
Die Erfassung des lnterzeptionsverlustes von Tau, Nebelniederschlag und Schnee war damals messtechnisch noch nicht gelöst. Die Regelungen des DVWK-Merkblatts 211 beschränken sich deshalb auf die Ermittlung der lnterzeptionsverluste in Waldbeständen bzw. auf die Ermittlung der Bestandsniederschläge bei fallenden flüssigen Niederschlägen.
Gegenwärtig befinden sich das DVWK-Merkblatt 238 „Verdunstung“ (1996) und das Merkblatt ATV-DVWK-M 504 „Verdunstung in Bezug zu Landnutzung, Bewuchs und Boden (September 2002)“ gemeinsam in der Überarbeitung. Sie werden einerseits zusammengeführt und aktualisiert, aber andererseits aufgrund des Umfangs in zwei Teilen, aber als Gesamtwerk, herausgegeben. Da die Interzeption letzten Endes eine Komponente der Gesamtverdunstung ist, wurde diese in das neue Merkblatt DWA-M 504 „Ermittlung der Verdunstung von Land- und Wasserflächen“ mit aufgenommen, unter Berücksichtigung des alten Merkblattes Interzeption. Im Teil 1, der bereits im Juli 2018 erschienen ist, sind die Interzeption als Prozess und Verfahren zu ihrer Messung behandelt worden, im Teil 2 werden Berechnungsverfahren bzw. Modelle der Interzeption behandelt. Inhaltlich ist Teil 2 fertig und wird demnächst als Entwurf der Fachöffentlichkeit vorgelegt.
Vor diesen Hintergrund hat der DWA-Hauptausschuss „Gewässer und Boden“ beschlossen, das DVWK-Merkblatt 211 „Ermittlung des Interzeptionsverlustes in Waldbeständen bei Regen (1986)“ mit sofortiger Wirkung zurückzuziehen.