Entwurf des Merkblatts DWA-M 507-2 „Deiche an Fließgewässern – Teil 2: Landschaftsökologische Aspekte“

Aufruf zur Stellungnahme

Die DWA hat den Entwurf des Merkblatts DWA-M 507-2 „Deiche an Fließgewässern – Teil 2: Landschaftsökologische Aspekte“ vorgelegt, der hiermit zur öffentlichen Diskussion gestellt wird.

Das Merkblatt DWA-M 507-2 ersetzt das Merkblatt DVWK-M 226/1993 und erweitert das Spektrum der Merkblätter zum Thema „Deiche an Fließgewässern“ um den Teil 2 „Landschaftsökologische Aspekte“. Der Anwendungsbereich dieses Merkblatts ist, wie im Fall des Merkblatts DWA-M 507-1, grundsätzlich auf Hochwasserschutzdeiche an Fließgewässern begrenzt. Natürlich können auch Analogien zu ähnlich aufgebauten und aus hydraulischer Sicht belasteten Erdbauwerken, wie Dämmen von Hochwasserrückhaltebecken oder Talsperren aus landschaftsgestalterischer oder ökologischer Sicht hergestellt werden.

Deiche mit ihren Bauwerken und Deichverteidigungswegen prägen bereits über Jahrhunderte die Kulturlandschaft entlang der Flüsse. Die Deiche waren die Voraussetzung, dass sich wasser- und landseitig unterschiedliche Formen der Kulturlandschaften entwickeln konnten. Wasserseitig entstanden die vom Hochwasser beeinflussten Landschaften, die in einem weiten Spektrum von einer naturnahen Auenlandschaft bis zum technisch ausgebauten, kanalisierten Flussbett reichen. Landseitig sind auf den guten Auenböden häufig intensiv genutzte Agrarlandschaften entstanden oder die Siedlungen haben sich mit Wohnnutzungen, Gewerbe, Sport und Grünflächen bis an die Deiche heran ausgedehnt. Die Deiche sind die Voraussetzung gewesen, um diese unterschiedlichen Kulturlandschaftsentwicklungen einzuleiten. Vom erhöhten Deich aus werden diese Unterschiede beider Kulturlandschaften sichtbar. Die Deiche sind daher auch ein wichtiges Element in der Kulturlandschaft, die die Eigenart und Identität der Räume nachhaltig beeinflussen.

Deiche werden angelegt, um Hochwasserschutz zu gewährleisten. Diese Hauptaufgabe wird aufgrund von Flächenkonkurrenzen und Anforderungen an eine nachhaltige Raumentwicklung zunehmend mit weiteren Nutzungen überlagert. Auen mit ihren Deichen werden damit mehrdimensionaler. Zahlreiche Interessenlagen vom Naturschutz und der landschaftsbezogenen Erholung bis zur Sicherung der Eigenart der Kulturlandschaft überlagern sich und müssen in den Auenlandschaften mit ihren Deichen berücksichtigt werden. Dies stellt, auch unter Beachtung des Merkblatts DWA-M 507-1, neue Anforderungen an die Planungskultur bei der Anlage und Pflege von Deichen.

Die Anforderungen des Hochwasserschutzes, der Deichunterhaltung, des Naturschutzes, der Erholung und Entwicklung der Eigenart Kulturlandschaft sind daher genau zu analysieren und Strategien zu entwickeln, wie diese unterschiedlichen Belange zusammengeführt werden können. Gerade in den Flusslandschaften, in denen Flächenkonkurrenzen bestehen, müssen Lösungen vom Nebeneinander zum Miteinander gesucht werden. Bei Konflikten zwischen Naturschutz und Erholung helfen Konzepte zur Lenkung des Erholungsverkehrs (Linienführung, Wegenetz), sodass durch Angebote besonders empfindliche Bereiche umgangen werden.

Eine ressortübergreifende Kooperation und eine integrierte Planung sind hierfür die Voraussetzung. So können die vielen unterschiedlichen Interessenlagen in unseren Flussauen zusammengeführt und eine erhöhte Akzeptanz für den Hochwasserschutz erreicht werden.

Die DWA-Arbeitsgruppe WW-4.4 „Deiche an Fließgewässern – landschaftsökologische Aspekte“ (Sprecher: Professor Dr.-Ing. habil. Dirk Carstensen) will mit diesem Merkblatt allgemeine Empfehlungen unter Berücksichtigung von ökologischen, landschaftsgestalterischen und -pflegerischen Fragestellungen bei der Planung, dem Bau (Neubau, Umbau) und der Unterhaltung sowie insbesondere bei der Ertüchtigung von Hochwasserschutzdeichen mit ihren Vor- und Hinterlandbereichen geben. Es enthält Hinweise, wie die mit dem Deichbau verbundenen Einschränkungen für den Naturhaushalt begrenzt werden können, ohne dabei die technischen Erfordernisse hinsichtlich der vorrangigen Sicherheitsanforderungen zu vernachlässigen. Der Hochwasserschutz stellt dabei stets die primäre Aufgabe dar.

Die naturhaushaltlichen Gesichtspunkte von Hochwasserschutzdeichen an Fließgewässern umfassen neben dem Bewuchs an und auf den Deichen, die hier vorkommende Fauna, Aspekte des Grundwasserschutzes oder der anthropogenen Nutzung dieses Lebensraums. Eine umfassende Beschreibung der Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Fachdisziplinen sowie die Berücksichtigung des Nah- und Fernfelds eines Deichs ist im Sinne dieses Merkblatts aufgrund des extremen Umfangs nicht möglich. Aus diesem Grund konzentriert sich das Merkblatt DWA-M 507-2 auf den unmittelbaren Bereich am und auf dem Deich. Es werden lediglich Schnittstellen zu den angrenzenden Bereichen und Themen kurz und prägnant beschrieben und, wenn möglich, weiterführende Literatur und Verweise bereitgestellt.

Zwei wesentliche räumliche Schnittstellen für Flora und Fauna bilden das Vor- und Hinterland sowie der Ufersaum am Fließgewässer. In der Deichbaupraxis rückten, angeregt durch Extremhochwasser an verschiedenen deutschen Flüssen, auch Themen bezüglich der Bewuchspflege und der Bewuchsentfernung sowie das Fernhalten von Wild- und Wühltieren in den Mittelpunkt von Diskussionen und Fachgesprächen. Deshalb werden auch diese Punkte vertieft behandelt.

Die Arbeitsgruppe WW-4.4 „Deiche an Fließgewässern – landschaftsökologische Aspekte“, ist dem DWA-Fachausschuss WW-4 „Stauanlagen und Hochwasserschutzanlagen“ (Obmann: Prof. Dr.-Ing. habil. Reinhard Pohl), einem gemeinsamen Fachgremium mit der Deutschen Gesellschaft für Geotechnik e. V. (DGGT) sowie dem Deutschen TalsperrenKomitee e. V. (DTK) zugeordnet.

Frist zur Stellungnahme

Das Merkblatt DWA-M 507-2 „Deiche an Fließgewässern – Teil 2: Landschaftsökologische Aspekte“ wird bis zum 28. Februar 2023 öffentlich zur Diskussion gestellt. Hinweise und Anregungen erbittet die DWA schriftlich in digitaler Form an:

DWA-Bundesgeschäftsstelle, Dipl.-Geogr. Georg Schrenk, Theodor-Heuss-Allee 17, 53773 Hennef; E-Mail: schrenk@dwa.de

Für den Zeitraum des öffentlichen Beteiligungsverfahrens kann der Entwurf kostenfrei im DWA-Entwurfsportal eingesehen werden: www.dwa.de/entwurfsportal. Dort ist auch eine digitale Vorlage zur Stellungnahme hinterlegt. Im DWA-Shop ist der Entwurf als Printversion oder als E-Book im PDF-Format erhältlich.

Entwurf Merkblatt DWA-M 507-2 „Deiche an Fließgewässern – Teil 2: Landschaftsökologische Aspekte“, Dezember 2022, 121 Seiten, ISBN 978-3-96862-531-7, Ladenpreis: 104,50 Euro, fördernde DWA-Mitglieder: 83,60 Euro

Herausgeberin und Vertrieb

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