Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V.
Juni 2023 Die DWA plant, eine neue Arbeitsgruppe im Fachausschuss WW-3 „Flussbau“ des DWA-Hauptausschusses „Wasserbau und Wasserkraft“ zur Naturnahen Sohlstabilisierung zu gründen.
Durch den Gewässerausbau und die potenziell damit verbundene Zunahme der Sohlenschubspannung, oft in Kombination mit einem Geschiebedefizit, wurden zur Erhaltung der Sohlenlage vielfach Stabilisierungsmaßnahmen notwendig. Ohne diese Maßnahmen käme es heute zu unkontrollierter Tiefenerosion und damit verbundenen Folgeproblemen. Zu nennen sind zum Beispiel die Verarmung der Strukturen, das Absinken der Grundwasserstände, die Beeinträchtigung der Trinkwassernutzung, das Austrocknen des Gewässerumfelds, das Unterspülen der Ufer und daraus resultierende Seitenerosion. Vielfach wurden Abstürze gebaut und so das Sohlengefälle und damit die Schubspannung zwischen diesen Querbauwerken reduziert, um die Sohle zu stabilisieren. Alternativ wurde der Erosionswiderstand der Sohle zum Beispiel durch eine Sohlenpflasterung erhöht. In vielen Fällen führten diese Maßnahmen zu einer weiteren morphologischen und damit ökologischen Verarmung. Zudem schränken sie bis heute vielfach die freie Fischwanderung ein oder unterbrechen sie gar vollständig.
Der Fokus der neu einzurichtenden Arbeitsgruppe soll daher auf naturnahe Maßnahmen zur Sohlenstabilisierung gelegt werden, mit denen zusätzlich eine verstärkte Sohlenstrukturierung erreicht und gleichzeitig die freie Fischwanderung gefördert wird.
Die Anwendungsbereiche, Aufgaben und Wirkungsweisen naturnaher Maßnahmen zur Sohlenstabilisierung sollen in der Arbeitsgruppe untersucht und die Ergebnisse abschließend in einem DWA-Merkblatt zusammengefasst werden. Dabei liegt der Schwerpunkt der Arbeiten auf baulichen Maßnahmen, die als flussbauliche Gestaltungselemente zur Sohlenstabilisierung und -strukturierung dienen. Lokale Kolkschutzmaßnahmen an Bauwerken, verkehrswasserbauliche Fragestellungen (zum Beispiel Sohlenerosion durch Propellerstrahl), Maßnahmen zur Verbesserung des Feststoffhaushalts, Aufweitungen sowie Sohlengleiten und -rampen werden nicht behandelt.
Für das Regelwerk sind zunächst eine Systematik (zum Beispiel nach Art, Wirkung, Anordnung, Aufbau und Anwendungsbereich der Maßnahmen) zu entwickeln und die grundlegenden Parameter in Abhängigkeit von der Maßnahme (zum Beispiel Fallhöhen, Abstände, Korndurchmesser, Rauheit etc.) zu benennen. Darauf aufbauend wird der Einfluss der Maßnahmen auf die Hydraulik (Wasserstand, Geschwindigkeitsverteilung, gegebenenfalls Sekundärströmungen), die Morphologie (grundlegende Struktur, Sohlenlage, Kolke, Flachwasserzonen) und den Geschiebetransport (Menge und Zusammensetzung des transportierten Materials) beschrieben. Ein wichtiger Schwerpunkt ist auch die öko-morphologische Wirkung der Maßnahmen. Das Kernstück des Regelwerks bildet ein Entscheidungsinstrument zur Festlegung der Art der Maßnahmen (zum Beispiel Blocksteinriegel, Rauheitserhöhung durch Totholz oder offene Deckwerke) und die Zusammenstellung von Bemessungsansätzen, mit denen die Maßnahmen dimensioniert werden können.
In der Arbeitsgruppe sollen neben Vertreter*innen aus der Wissenschaft auch Ingenieur- und Planungsbüros, Verbände und kommunale bzw. staatliche Stellen beteiligt sein. Zur Mitarbeit sind alle interessierten Fachleuten mit entsprechenden Kenntnissen eingeladen. Hinweise und Anregungen zu diesem Vorhaben nimmt die DWA-Bundesgeschäftsstelle
gerne entgegen. Bewerbungen von jungen Berufskolleg* innen sind ausdrücklich willkommen. Interessent*innen melden sich bitte mit einer themenbezogenen Beschreibung ihres beruflichen Werdegangs bis zum 1. Oktober 2023 bei:
DWA-Bundesgeschäftsstelle
Lutz Breuer, M. Sc.
Theodor-Heuss-Allee 17, 53773 Hennef
Tel. 0 22 42/872-305
Fax 0 22 42/872-184
E-Mail: lutz.breuer@dwa.de
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