Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V.
Gründung einer DWA-Arbeitsgruppe „Umwelthygiene“
Vorhabensbeschreibung und Aufruf zur Mitarbeit
Die DWA plant, eine neue Arbeitsgruppe für Hygienefragen im Fachausschuss GB-5 „Stoffeinträge und Wirkungen auf Fließgewässer“ des DWA-Hauptausschusses „Gewässer und Boden“ zu gründen.
Mit Abschluss des Themenbandes T1/2022 „Hygiene in der Wasser-, Abwasser- und Abfallwirtschaft“ im Frühjahr 2022 wurde die Ad-hoc-Arbeitsgruppe „Hygiene“ aufgelöst. Aktuelle Hygienefragen sind damit jedoch nicht automatisch erschöpfend bearbeitet. Grundsätzlich besteht seitens der DWA der Wunsch, Hygienethemen weiterhin zu verfolgen. Der Fachausschuss GB-5 „Stoffeinträge und Wirkungen auf Fließgewässer“ befasst sich zurzeit bereits mit Spurenstoffmonitoring, Monitoring der Sedimente in Fließgewässern und Salzbelastung der Fließgewässer. Eine die bisherigen Themen dieses Fachausschusses übergreifende Bearbeitung hygienischer Fragestellung ist dennoch gewollt und wegen der vielfältigen Verflechtungen von Mensch und Umwelt wünschenswert.
Die identifizierten Themen mit dem Fokus auf Hygiene in der aquatischen Umwelt sind vielfältig. Zunächst sollen Antibiotikaresistenzen näher beleuchtet werden, ein hoch aktuelles Thema, das durch die Corona-Pandemie kurzfristig in der öffentlichen Wahrnehmung in den Schatten gedrängt wurde. Multi-Resistenzen verbreiten sich weiterhin weltweit auf unterschiedlichsten Verbreitungspfaden in die Umwelt und zurück zum Menschen. Trotz vielfältiger und umfangreicher wissenschaftlicher Forschungsvorhaben in den letzten Jahren etabliert sich das Thema nur langsam in der Praxis. Anders als chemische Stoffe können sich Mikroorganismen nicht nur vermehren oder absterben, sie sind auch in der Lage, ihre Resistenzen untereinander weiterzugeben (horizontaler Gentransfer) und neu zu kombinieren, sodass Multi-Resistenzen entstehen. Eliminationsstrategien, die sinnvoll für Spurenstoffe sind, greifen bei Resistenzen daher nicht automatisch ebenso. Dies zeigt sich nicht nur an unterschiedlichen Reduktionseigenschaften in der vierten Reinigungsstufe in der Abwasserbehandlung. Ein umfassender Transfer der Thematik von der Forschung in die Praxis ist notwendig, um eine echte Trendwende einzuleiten. Dabei muss das Thema Resistenzen aus unterschiedlichsten Blickwinkeln beteiligter Akteure betrachtet werden.
Der One-Health-Ansatz versucht zum Beispiel, Verbindungen zwischen Menschen und Tiergesundheit zu klären und Probleme wie Synergien aufzuzeigen. Sozio-ökologische und sozioökonomische Studien zum Thema beziehen den Menschen sowie sein Handeln und seine Motivation in die Betrachtungen ein. Durch die Globalisierung einerseits und den global verbundenen Wasserkreislauf andererseits ist das Resistenzproblem zudem nur bedingt räumlich begrenzt zu lösen. Es ist vielmehr eine umfassende Betrachtung im Sinne von Global Health bzw. Planetary Health sinnvoll. Dabei ist zu bedenken, dass die Wasserwirtschaft in der Praxis meist raumbasiert, zum Beispiel auf Ebene von Einzugsgebieten, agiert.
Neben der Sammlung bereits vorhandener wissenschaftlicher Erkenntnisse sollen daher Möglichkeiten des Wissenstransfers in die Praxis thematisiert und analysiert werden. Ziel ist es, eine Hilfestellung für verschiedene Akteure der Wasser- und Abfallwirtschaft mit dem (Arbeits-)Titel „Auswirkungen von und Umgang mit Antibiotika und Antibiotika-Resistenzen im Wasserkreislauf“ zu erarbeiten, die den Anwender befähigt, die komplexe Resistenzproblematik aus verschiedenen Blickwinkeln möglichst umfassend zu verstehen und den für die jeweilige individuelle Fragestellung passendsten Lösungsweg zu finden.
Zudem sind bereits weitere Themen für die neu zu gründende Arbeitsgruppe aus dem Bereich Umwelthygiene für eine zukünftige Bearbeitung aus heutiger Sicht auf der Agenda. Dabei ist immer der Bezug zum Klimawandel zu beachten:
- Legionellen im Wasserkreislauf – Monitoring - Bekämpfung – Biozide Einsatz und Folgen
- Brutgewässer von Stechmücken – (Neue) Insektenarten in Mitteleuropa als mögliche Überträger von Krankheiten
- Bewertung / Einordnung von wirbellosen Organismen in Grundwasser, Roh-, Trinkwasser
- Blaualgen/Cyanobakterien.
In der Arbeitsgruppe sollen neben Forschungstreibenden aus Universitäten und Hochschulen auch Ingenieurbüros, Verbände, Hygieniker, Umweltmediziner, Veterinärmediziner, Biologen, Geographen und staatliche Stellen beteiligt sein. Zur Mitarbeit sind interessierte Fachleute mit entsprechenden Kenntnissen eingeladen.
Hinweise und Anregungen zu diesem Vorhaben nimmt die DWA-Bundesgeschäftsstelle gerne entgegen. Bewerbungen von jungen Berufskolleg*innen sind ausdrücklich willkommen. Interessent*innen melden sich bitte mit einer themenbezogenen Beschreibung ihres beruflichen Werdegangs bis zum 1. März 2023 bei:
DWA-Bundesgeschäftsstelle, Lutz Becker M. Sc., Theodor-Heuss-Allee 17, 53773 Hennef; Tel. 0 22 42/872-305, Fax 0 22 42/872-184, E-Mail: becker@dwa.de