Salzbelastung der Fließgewässer

Aufruf zur Mitarbeit

Hennef. Die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA) erweitert die Arbeitsgruppe GB-5.4 „Salzbelastung der Fließgewässer“ zur Bearbeitung neuer Themen. Fachleute mit entsprechenden Kenntnissen können sich bei Interesse an einer Mitarbeit mit einer themenbezogenen Beschreibung ihres beruflichen Werdegangs an die DWA wenden, Dipl.-Geogr. Georg Schrenk, schrenk@dwa.de.

Der Eintrag von Salzen in Süßgewässer stellt eine immer größere ökologische Herausforderung dar. Erhöhte Konzentrationen von Salzionen können zur Folge haben, dass Wasser für wichtige Nutzungen wie Trink-, Beregnungs- oder Tränkwasser nicht mehr verwendet werden kann oder die Existenzgrundlage von Gewässerorganismen zerstört wird. So können geogene und anthropogene Salzeinträge in Fließgewässer regional von erheblicher Bedeutung sein.

Im Jahr 1992 wurde beim DVWK der Fachausschuss 4.10 „Salzbelastung der Fließgewässer“ eingerichtet. Aufgabe war die fachtechnische Begleitung der umfangreichen biologischen Untersu¬chungen, die im Rahmen der Beweissicherung des technischen Konzepts zur Reduzierung der Salzbelastung der Werra durchgeführt wurden. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen wurden in einem Abschlussbericht „Folgen der Reduktion der Salzbelastung in Werra und Weser für das Fließgewässer als Ökosystem“ veröffentlicht und wurden im Mai 2000 im Rahmen einer gemeinsamen Veranstaltung „Salz in Werra und Weser – Maßnahmen, Folgen, Zukunft“ mit der Arbeitsgemeinschaft zur Reinhaltung der Weser (ARGE WESER) in Kassel vorgestellt.

Seit dem beschäftigt sich der Fachausschuss, inzwischen als Arbeitsgruppe GB-5.4 „Salzbelastung der Fließgewässer“ der DWA mit den Ergebnissen der biologischen Untersuchungen, die auf der Grundlage der Erlaubniserteilung des Werkes Werra der Kali & Salz AG durchgeführt werden sowie der Befischungen in der Weser, die durch das Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) gewonnen werden. Arbeiten aus weiteren Einzugsgebieten wie Unstrut, Lippe, Niederrhein u. a. bilden einen zusätzlichen Schwerpunkt. Dadurch verfügt die Arbeitsgruppe über detaillierte langjährige Erfahrungen hinsichtlich der Änderung der Artenzusammensetzung in Abhängigkeit von unterschiedlichen Salzkonzentrationen. Diese Kenntnisse flossen in eine Untersuchung zur Klassifizierung der Salztoleranz aquatischer Wirbellosen-Gemeinschaften in Fließgewässern ein. Die Ergebnisse wurden 2015 in einem gemeinsamen Fachgespräch auf der DGL-Jahrestagung vorgetragen und in einem Schwerpunktheft der KW Korrespondenz Wasserwirtschaft (2016 (9) Nr. 2) im Februar 2016 veröffentlicht.

Inzwischen hat sich die Arbeitsgruppe ein weiteres Projekt zum Ziel gesetzt. Unter dem Titel „Auswirkungen von Salzkonzentrationen auf die Lebensgemeinschaften von Fließgewässern“ sollen weitere Auswertungen zur Salztoleranz aquatischer Wirbelloser – auch unter Einbeziehung weiterer salzbelasteter Gewässer - durchgeführt werden.

Die Bewertung und Klassifizierung salzbelasteter Fließgewässer sind eine wesentliche Voraussetzung für die Ableitung von Bewirtschaftungszielen und -strategien. Die Bewertung von Chlorid- und Sulfatbelastungen erfolgte zunächst in Deutschland über das siebenstufige Schema der Länderarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA). Für weitere Klassifizierungen wurden unterschiedliche Ansätze entwickelt, die auf verschiedenen Organismengruppen aufbauen und deren Konzentrationsstufen sich teilweise deutlich unterscheiden. Inzwischen werden gewässertypspezifische Orientierungswerte nach der Oberflächengewässerverordnung (OGewV) zur Einordnung von salzbelasteten (Chlorid, Sulfat) Fließgewässern verwendet.

Die DWA-Arbeitsgruppe GB-5.4 hat im Zuge ihrer Tätigkeit ein bundesweites Datenbankprojekt initiiert und bearbeitet, in dem Besiedlungsdaten benthischer Makrozoen mit belastbaren Daten zur Salinität der jeweiligen Fließgewässer zusammengeführt wurden. Die Ergebnisse wurden zu einem Salinitätsindex weiterentwickelt, der es ermöglicht, die biologische Wirksamkeit anthropogener Versalzung zu differenzieren und zu klassifizieren. Diese Klassen sind eingegrenzt von Schwellenwerten, die deutliche Veränderungen in der Zusammensetzung der jeweiligen Makrozoengemeinschaften markieren. Die Schwellenwerte bilden somit stressorenbezogene Ursache-Wirkungsbeziehungen ab.

Diese Klassifikation von Chloridstufen auf der Basis des Makrozoobenthos konkurriert dabei in keiner Weise mit den Zustandsbewertungen des PERLODES-Verfahrens und stellt diese auch nicht in Frage. Allerdings würde eine Integration des Chloridindex in das PERLODES-Verfahren mit anschließendem Abgleich der Klassengrenzen nach OGewV die Möglichkeit eröffnen, Schwellen- bzw. Orientierungswerte für spezifische Salzionen wie z.B. das Chlorid auf der Basis eines biozönotisch begründeten Verfahrens fachlich anzupassen.

Damit würde die in der OGewV vorgegebene biozönotisch begründete Zustandsbewertung weiter gestärkt und konsequent umgesetzt. Eine analoge Vorgehensweise wäre auch für die übrigen relevanten biologischen Qualitätskomponenten wünschenswert, wobei sich hier die Diatomeen aufgrund des bereits vorhandenen Halobiensystems in besonderer Weise anbieten würden.

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