Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V.
Die DWA plant, eine Arbeitsgruppe einzusetzen, die sich primär mit ökologischen und Bewirtschaftungsfragen im Zusammenhang mit dem Umgang mit Niedrigwasser und der Austrocknung von Oberflächengewässern beschäftigen wird.
Anlass
In den „Dürrejahren“ 2018 bis 2020 rückten in der Wasserwirtschaft und in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit die ausgedehnten Niedrigwasser- und Austrocknungsdauern der Oberflächengewässer als sicht- und spürbare Veränderung in das Bewusstsein, das bisher von den Themen Starkregen und Hochwasser geprägt war. Es kann davon ausgegangen werden, dass solche Niedrigwasser- und Austrocknungsperioden infolge des fortschreitenden Klimawandels häufiger werden. Dabei kann es besonders im hydrologischen Sommerhalbjahr (Mai bis Oktober) zu langen Trockenperioden kommen. Die Anzahl der temporär trockenfallenden Gewässer – Fließgewässer und Stehgewässer – wird deutlich zunehmen, im Mittelgebirge wie im Tiefland und besonders in den urbanen Räumen aufgrund des hier bereits beeinträchtigten Wasserhaushalts. Betroffen sein können alle Gewässerkategorien, -typen und -größen, von Austrocknung primär kleine bis mittelgroße Oberflächengewässer.
Die veränderten hydrologischen und stofflichen Bedingungen der Gewässer haben nachweislich Einfluss auf die biotischen Faktoren, die Lebensgemeinschaften und damit auf die Bewertung gemäß Wasserrahmenrichtlinie. So werden kälteliebende Arten tendenziell verdrängt zugunsten wärmetoleranter (invasiver) Neobiota aus wärmeren Regionen. Auch die in Niedrigwasser- und Trockenphasen oft reduzierten Sauerstoffgehalte bei gleichzeitig höheren Temperaturen begünstigen eher belastungstolerante, euryöke Arten.
Wichtige wasserwirtschaftliche und wirtschaftliche Implikationen können zum Beispiel die mangelnde Funktionsfähigkeit von Bauwerken wie etwa Fischaufstiegen sein, die geringere Verdünnung von Einleitungen aus Punktquellen, aber auch die Einschränkung von Wassernutzungen. Das Austrocknen der Gewässer in Dürrejahren betrifft auch das Erleben der Gewässer: Studien haben gezeigt, dass das Trockenfallen von Bächen und Teichen als negative Erfahrung und Verlust wahrgenommen wird; es sind also auch Einschränkungen der Ökosystemleistungen damit verbunden.
Die Beschäftigung mit dem Thema muss auch die Maßstabsebene der Flusslandschaft und des Landschaftswasserhaushaltes umfassen, sowohl bezogen auf Wirkzusammenhänge als auch auf die möglichen Maßnahmen.
Mögliche Maßnahmen zur Minderung von Niedrigwasser und Trockenfallen und deren Folgen umfassen unter anderem die Intensivierung der Gewässerrenaturierungen mit dem Ziel einer Erhöhung der Resilienz der Gewässer. Für die genauso wichtige Stärkung des Landschaftswasserhaushalts sind mögliche Maßnahmen die Abkopplung versiegelter Flächen und Versickerung ins Grundwasser, die Reduzierung der Wasserentnahmen zum Beispiel durch geänderte Bewässerung, die Speicherung von Niederschlagswasser und dessen Abgabe in Trockenphasen (Schwammprinzip) sowie eine verstärkte Grauwassernutzung unter Beachtung der Qualitätsanforderungen zu nennen. Ebenso wichtig ist ein gezieltes Monitoring der Gewässer in den Niedrigwasser- und Trockenphasen und eine Anpassung von Referenzbedingungen und Bewertungsverfahren.
Insgesamt besteht bei diesem Thema in West- und Mitteleuropa noch erheblicher Wissens-und Kommunikationsbedarf. Dies zeigen auch die bereits vorliegenden Grundlagen wie zum Beispiel der DWA Themenband „Folgewirkungen des Klimawandels für den Zustand der Fließgewässer – Bedeutung für Bewertung und Management vor dem Hintergrund der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie", erarbeitet vom DWA-Fachausschuss GB 1 (2021), die Ergebnisse des DWA-Expertengesprächs „Niedrigwasser, Dürre und Klimawandel“ am 26. Oktober 2021 und die sehr gut besuchten WebSeminare der DWA zum gleichen Thema. Das BMBF hat im Förderbereich FONA einen Schwerpunkt zu Wasser-Extremereignissen aufgelegt, dessen zwölf geförderte Projekte zurzeit ihre Arbeit aufnehmen. Die Erkenntnisse können in die laufende Regelwerkarbeit eingespeist werden.
Im Einzelnen könnten die folgenden Aspekte in der zu gründenden Arbeitsgruppe behandelt werden, die sich primär mit ökologischen und Bewirtschaftungsfragen beschäftigen wird:
Aufruf zur Mitwirkung
Zur Mitarbeit in dieser Arbeitsgruppe sind Vertreter/-innen von wissenschaftlichen Einrichtungen, Planungsbüros, Betreibern jeglicher Art von wasserwirtschaftlichen Anlagen, Mitarbeiter/-innen von Maßnahmenträgern, Gewässerunterhaltungspflichtigen und Behörden eingeladen. Für die Besetzung der Arbeitsgruppe werden Kolleginnen oder Kollegen aus den Bereichen Gewässer- und Auen-Ökologie, Fließgewässerbewertung, integriertes Flussgebietsmanagement, Klimawandel und Anpassung an die Folgen des Klimawandels, Partizipation/Kommunikationswissenschaft/Umweltbildung, Stadt- und Landschaftsplanung, Hydrologie gesucht. Bewerber/innen sollten sowohl mit wissenschaftlichen Arbeitsmethoden vertraut sein, als auch Praxiserfahrungen einbringen können.
Bewerbungen von jungen Berufskolleg*innen sind ausdrücklich willkommen.
Hinweise und Anregungen zu diesem Vorhaben nimmt die DWA-Bundesgeschäftsstelle gerne entgegen. Interessenten melden sich bitte mit einer themenbezogenen Beschreibung ihres beruflichen Werdegangs bei:
DWA-Bundesgeschäftsstelle; Dipl.-Geogr. Georg Schrenk; Theodor-Heuss-Allee 17, 53773 Hennef; Tel. 0 22 42/872-210, Fax 0 22 42/872-184, E-Mail: schrenk@dwa.de
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