Nach dem Juli-Hochwasser: Wasserwirtschaft fordert NRW-Pakt für besseren Hochwasserschutz

DWA-Präsident Paetzel: „In Zeiten des Klimawandels muss der Schutz vor Hochwasser und Starkregen neue Priorität bekommen.“

© Mario Grunke/DWA

Essen. Das Starkregen-Ereignis am 14. und 15. Juli 2021 hat in Nordrhein-Westfalen vor allem im Kreis Euskirchen, dem Rhein-Sieg-Kreis, Teilen des Bergischen Landes sowie in den Städten Hagen und Wuppertal zu schweren Überschwemmungen geführt, zahlreiche Todesopfer gefordert und große Sachschäden angerichtet. Als Reaktion auf die Katastrophe schlägt die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA) einen umfassenden NRW-Pakt für einen besseren Hochwasserschutz vor. „Das Hochwasserereignis hat gezeigt, dass zusätzliche Anstrengungen und ein neues Bewusstsein notwendig sind, um mit den Folgen des Klimawandels umzugehen. Dies erfordert ein breites Bündel an Maßnahmen auf ganz unterschiedlichen Ebenen. Wir schlagen daher einen NRW-Pakt vor, mit dem wir diese Themenfelder kurzfristig und konkret angehen möchten, um langfristige Umsetzungsklarheit zu schaffen“, so Prof. Dr. Uli Paetzel, Präsident der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA).

Prof. Dr. Burkhard Teichgräber, Vorsitzender des Landesverbandes der DWA in NRW, ergänzt: „Die Eindrücke aus den Flutgebieten machen noch Wochen nach den Ereignissen tief betroffen. Gleichzeitig ist jedoch vor dem Hintergrund des Klimawandels davon auszugehen, dass solche Wetterphänomene an Häufigkeit und Intensität zunehmen werden. Wir brauchen daher konkrete Schritte für mehr Hochwasservorsorge und Klimafolgenanpassung. Nordrhein-Westfalen muss hier Vorreiter sein.“

Konkret sollen aus Sicht der DWA folgende Punkte angegangen werden:

  1. Erstellung flussbezogener Hochwasserkonzepte: Für alle Flüsse sollen integrierte Hochwasserschutzkonzepte „von der Quelle bis zur Mündung“ entwickelt und der technische und organisatorische Hochwasserschutz entsprechend ausgebaut werden. Zuständigkeiten dürfen nicht mehr an kommunalen oder regierungsbezirklichen Grenzen enden.

  2. Vereinheitlichung und Ausbau der Mess- und Prognosesysteme: Die Hochwasserkatastrophe hat vor allem an den dicht bebauten Nebenläufen, die innerhalb von Minuten zu reißenden Strömen wurden, zu Schäden und Todesopfern geführt. Insbesondere hier gilt es, das Netz an Mess- und Prognosesystemen auszubauen und zu vereinheitlichen. Durch bessere Vorhersagen soll so früher vor Hochwasser gewarnt werden können.

  3. Klimafolgenanpassung in die Stadt- und Raumentwicklung integrieren durch Verankerung in der Bauordnung: Vor dem Hintergrund des Klimawandels werden Starkregen- und Hochwasserereignisse zunehmen. Dies erfordert eine neue klimaangepasste Stadt- und Raumentwicklung nach den Grundprinzipien der Schwammstadt. Den Flüssen muss mehr Raum zugesprochen werden. Der Wiederaufbau der zerstörten Siedlungen muss so geschehen, dass kommende Flutereignisse nicht wieder zu vergleichbaren Schäden führen.

  4. Finanz- und Personalausstattung: die gestiegenen Anforderungen an den Hochwasserschutz erfordern eine deutlich bessere Sach- und Personalausstattung in den befassten Behörden, den Wasserverbänden und den Kommunen. Hier muss mit einer angemessenen Ressourcenausstattung nachgesteuert werden, um ein verbessertes Schutzniveau dauerhaft sicherzustellen.

Abschließend hält Prof. Dr. Paetzel fest: „Die bisherigen Gespräche der Wasserwirtschaft mit NRW-Landesumweltministerin Ursula Heinen-Esser zeigen, dass die Ministerin persönlich und das Ministerium diese Fragen diskutieren und angehen. Das begrüßen wir als Wasserwirtschaft ausdrücklich.“

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