Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V.
Wasserbewusste Stadtentwicklung
Wasserbewusste Stadtentwicklung bedeutet: Stadtplanung, Landschaftsplanung und wasserwirtschaftliche Planung werden zusammen betrachtet
Wasserbewusste Stadtentwicklung bedeutet: Stadtplanung, Landschaftsplanung und wasserwirtschaftliche Planung werden zusammen betrachtet
Wasser in der Stadt steigert die Lebensqualität
Friedrich Hetzel im Videoportrait des Zentrums KlimaAnpassung
Im Zuge der Woche der Klimaanpassung entstand ein Video mit Dr. Friedrich Hetzel, unserem Fachmann für die wasserbewusste Stadtentwicklung. Angesichts der zunehmenden Wetterextreme und des fortschreitenden Klimawandels erklärt er die wichtige Rolle von grüner Infrastruktur: „Ein Baum ist die beste Klimaanlage“, so Hetzel. Bäume und Grünflächen tragen maßgeblich dazu bei, Städte klimaresilient und lebenswert zu gestalten.
Veranstaltungen
Ergebnisse aus der Veranstaltung Wasserbewusste Stadtentwicklung: Gemeinsam für lebenswerte Städte! vom 28./29. September 2023
Bewusst bedeutet gewollt, absichtlich. Eine Stadt, die wasserbewusst gestaltet wird, ist somit eine Stadt, die dem Thema Wasser in all seinen Facetten Rechnung trägt. Man ist sich dem Wert des Wassers bewusst. Eine zukunftsgerichtete Stadtentwicklung erfordert, dass das Medium Wasser von Beginn an mitgedacht wird, wenn man das Ziel hat, die Lebensqualität in unseren Siedlungen spürbar zu verbessern.
Wasser in der Stadt hilft, bei hohen Temperaturen Hitzeinseln zu vermeiden, denn verdunstendes Wasser kühlt die Luft. Wasser in der Stadt ist auch ein Gestaltungselement, es kann die Stadtoptik in ästhetischer Hinsicht verbessern. Wasser wird als Ressource betrachtet. In der wasserbewussten Stadt wird Wasser nicht einfach über die Kanalisation abgeleitet, stattdessen wird es gesammelt, um es später, in Trockenphasen, zu nutzen.
Aber auch ein Zuviel an Wasser, ausgelöst durch Flusshochwasser oder Starkregen, hat in der wasserbewussten Stadt einen Platz. Flutkatastrophen wie 2021 an Ahr und Erft kann jedoch auch die „Schwammstadt“, wie die wasserbewusste Stadt umgangssprachlich oft genannt wird, nicht verhindern, bei ausreichenden baulichen und naturbasierten Maßnahmen aber zumindest abmildern.
Bis Mitte der 1990er Jahre hat man Niederschlagswasser selbstverständlich über die Kanalisation abgeleitet, jetzt soll das Wasser dort versickern, wo es auf die Erde trifft. In Versickerungsmulden, Versickerungsgräben oder Versickerungsbecken, in denen das Wasser von Dach-, Grün- oder Verkehrsflächen zusammenfließt. Fachleute sprechen vom Retentionsprinzip. Ausschlaggebend für die geänderte Haltung war die Wasserrahmenrichtlinie der Europäischen Union, die eine naturnahe Regenwasserbewirtschaftung als Ziel definiert.
Um Flächen für die Versickerung zu schaffen, müssen versiegelte Gebiete entsiegelt, bei Baumaßnahmen entsprechende Freiflächen eingeplant werden. Da Freiflächen im urbanen Raum rar sind, sollen sie möglichst für verschiedene Zwecke, also multifunktional, genutzt werden. Ein Spielplatz kann zum Beispiel so angelegt werden, dass er bei Starkregen als Sammelbecken für das Wasser dient, um anderweitige Überschwemmungen zu verhindern.
In einer wasserbewussten Stadt gewinnt das Leben in unseren Siedlungen immens an Qualität. Ein Blick auf einen Park ist nun mal ansprechender, als auf eine graue Betonwand. Es gilt, eine blau-grüne Infrastruktur mit der grauen gekonnt zu kombinieren; damit gelingen auch Anpassungsstrategien an den Klimawandel. Hitzespots in den Städten werden vermieden, Trockenperioden leichter gemeistert, zugleich wird ein Beitrag gegen Überflutung geleistet.
Hinzu kommt: In Städten mit starker Versiegelung hat man sich weit von einem ausgeglichenen Wasserhaushalt verabschiedet. Regenwasser, das ungenutzt über die Kanalisation abfließt, kann weder verdunsten noch versickern und somit den Bodenwasserhaushalt auch nicht verbessern. Im Grunde spricht alles dafür, Städte wasserbewusst umzubauen. Aber in Städte herrscht eine immense Flächenkonkurrenz, Freiflächen fehlen. Die Umgestaltung erfordert Kreativität und kostet Geld. All das birgt Konfliktpotenzial. Am Ende des Tages zahlen sich wasserbewusste Städte aus, denn sie führen Ressourcen im Kreislauf, nutzen und schützen das Wasser und steigern die Attraktivität einer Stadt. Zahlreiche Beispiele im In- und Ausland zeigen, dass bezahlbarer Wohnraum auch in einer blau-grün gestalteten Infrastruktur möglich ist. Wo dies gelungen ist, wird auch deutlich, was von Beginn an notwendig ist: Eine gute Einbindung aller Akteur*innen unter Beteiligung der Bürger*innen. Eine sogenannte Phase Null im Planungsprozess hilft, um das Projekt zum Erfolg zu führen. Sind alle von Anfang an dabei und ist das Mandat der kommunalen Entscheidungsträger klar darauf ausgerichtet, eine wasserbewusste Stadtentwicklung umzusetzen, dann ist oft zu beobachten, wie die Bürger*innen für ihr Quartier Verantwortung und Aufgaben freiwillig und mit Freude übernehmen (Straßenbäume werden mit Regenwasser aus Zisternen gegossen …).
Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V.
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