Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V.
Hennef. „Wasser ist der zentrale Baustein der Klimaanpassung. Nur wasserbewusste Städte sind zukunftsfähige Städte. Ohne wasserbewusste Städte keine Vorsorge gegen Starkregen, keine ausreichenden Wasserspeicher für das Stadtgrün in Trockenzeiten und keine Verdunstungskühlung gegen Hitzestress. Und dies gilt nicht nur für den urbanen Raum. Wasser muss auch in der Landschaft zurückgehalten werden. Ohne einen nachhaltigen Landschaftswasserhaushalt kann die jederzeit sichere Versorgung der Bürger- und Bürgerinnen, der Industrie, der Energiewirtschaft aber auch der Natur nicht gewährleistet werden. Ohne Wasser keine Klimaanpassung. Der vorliegende Entwurf des Klimaanpassungsgesetzes wird der Bedeutung des Wassers für die Klimaanpassung noch nicht gerecht.“ Klare Worte von Dr. Lisa Broß, Geschäftsführerin der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA), bei der Anhörung im Umweltausschuss des Bundestages zum Klimaanpassungsgesetz.
Der Klimawandel hat bereits heute signifikante Auswirkungen auf Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt – und naturgemäß vor allem auf die Wasser- und Abwasserwirtschaft. Nicht nur die im Fokus der Öffentlichkeit stehenden Extremereignisse, sondern vor allem auch schleichende Veränderungen wie sinkende Grundwasserspiegel und Schäden an Böden und Wäldern, erschweren der Wasserwirtschaft die jederzeitige Gewährleistung der Daseinsvorsorge erheblich. Jetzt konkrete Lösungen zu finden und umzusetzen, liegt in der gemeinsamen Verantwortung von Politik, Gesellschaft und Wasserwirtschaft. Mit dem Klimaanpassungsgesetz wird primär die strategisch planerische Ebene angesprochen, was grundsätzlich richtig ist. Eine erfolgreiche und schnelle Klimaanpassung setzt aber voraus, dass konkrete Maßnahmen nicht erst aufgrund der noch zu erarbeitenden Klimaanpassungsstrategien ergriffen werden, sondern, dass die Umsetzung von Klimaanpassungsmaßnahmen gerade auch in den Fachgesetzen gestärkt wird - Wasserrecht, Baurecht oder Naturschutzrecht stehen hier besonders im Vordergrund. Die DWA sieht zudem noch erheblichen Klärungsbedarf bei der Harmonisierung mit dem Fachrecht, vor allem zur Vermeidung von Doppelregelungen und übermäßiger Bürokratie.
Wasser als zentraler Baustein der Klimaanpassung heißt konkret: wasserbewusste Stadtentwicklung, Schwammstadt und natürlicher Landschaftswasserhaushalt. Die wasserbewusste Stadt ist technisch machbar, ökonomisch sinnvoll und verbessert die Lebensqualität für die Bewohnerinnen und Bewohner. Durch blau-grüne Infrastrukturen wird das Wasser in der Siedlungsfläche gehalten, der natürliche Wasserhaushalt wird gestärkt. Überflutungen durch Starkregen werden weitestgehend vermieden, die Gewässer werden vor der Einleitung verschmutzen Wassers geschützt. Zudem kühlt verdunstendes Wasser die Luft und leistet so einen entscheidenden Beitrag gegen Hitzestress. Unsere Siedlungs- und Infrastrukturen können und müssen so angepasst werden, dass die Lebensgrundlagen auch für unsere Kinder und Enkel erhalten und gesichert werden.
Was für die Städte gilt, gilt grundsätzlich auch in ländlichen Regionen. Auch außerhalb der Städte muss wieder ein natürlicher Landschaftswasserhaushalt erreicht werden. Ansonsten kann vor dem Hintergrund des Klimawandels keine ausreichende Versorgung von Forst- und Landwirtschaft sowie, Industrie, Energiewirtschaft und Binnenschifffahrt gewährleistet werden. Zumindest lokal und temporär ist dann auch im eigentlich wasserreichen Deutschland die sichere Trinkwasserversorgung nicht selbstverständlich. Und auch die Mindestwasserführung für ökologisch intakte Gewässer ist kein Selbstzweck, sondern wichtig für eine zukunftsfähige Umwelt und eine nachhaltige Biodiversität. Die Renaturierung von Gewässern, Mooren und Auen sind hierfür ebenso absolut notwendig wie ein Stopp der weiteren Versiegelung und die konkrete Entsiegelung von Flächen.
Wichtig bei allen Maßnahmen: Wir müssen von der Theorie in die Praxis. „Das Klimaanpassungsgesetz muss zum Handeln anregen. Dafür braucht es den Mut zu konkreten Vorgaben. Seien Sie mutig, die Wasserwirtschaft wird sie dabei unterstützen“, betonte Broß bei der Anhörung im Umweltausschuss des Bundestages.
Detaillierte Informationen: www.dwa.de/stellungnahmen
Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V.