Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V.
Berichte von vergangenen Stammtischen
Berichte von vergangenen Stammtischen der DWA
Berichte von vergangenen Stammtischen der DWA
Die Kasseler Stadtschleuse – ein Ort mit über 100 Jahren Geschichte – konnte am 17. Mai 2022 von 15 Teilnehmenden des Kasseler JDWA-Stammtisches besichtigt werden. Möglich gemacht hat das Harald Jordan, zuständiger Projektleiter vom städtischen Eigenbetrieb KASSELWASSER, der den derzeit laufenden Neubau der Schleuse koordiniert. Beim ersten Stammtisch in Präsenz erhielten die Studierenden und Berufsanfänger:innen aus Kassel und Umgebung spannende Einblicke in die Historie der Schleuse, die politischen und rechtlichen Hintergründe sowie die wasserwirtschaftlichen Grundlagen der Planung.
Seit dem Bau der Schleuse 1913 ist viel Zeit vergangen und die Historie ist lang. Im Zweiten Weltkrieg beschädigt und erst knapp zehn Jahre später wiederaufgebaut, hatte die Schleuse, bis sie im Jahr 2016 aufgrund der porösen Bausubstanz außer Betrieb genommen wurde, wechselnde Betreiber. Besitzerin der Schleuse ist mittlerweile die Stadt Kassel, die sie für einen symbolischen Euro gekauft hat. Damit Freizeitaktivitäten auf der Fulda rund um den Auepark und die Orangerie wieder attraktiver werden, hat die Stadt Kassel die Erneuerung der Schleuse veranlasst. Die durchgängige Beschiffbarkeit soll dann beispielsweise Ausflugsschiffen die Möglichkeit geben, die Route von Hannoversch Münden nach Kassel zu befahren. Die Baukosten von ca. 9,3 Mio. € werden zwischen der Stadt, dem Land Hessen und dem Bund aufgeteilt, die Fertigstellung ist für Mai 2023 geplant.
Da die neue Nutzlänge der Kammer kleiner ausfallen soll als bisher, kann die alte Schleusenkammer derzeit als Verbau für die Baugrube genutzt werden. Als Basis für die Größenabmessungen gilt die unterhalb liegende Schleuse Wahnhausen. Denn sie begrenzt derzeit die Abmessungen der die Fulda stromaufwärts fahrenden Schiffe. Die neue Schleuse wird eine Nutzlänge von 35,0 m und eine Breite von 6,75 m bei einer Hubhöhe von 3,0 m aufweisen. Damit die ca. 3.500 Schleusungen pro Jahr auch reibungslos ablaufen, wird es eine Selbstbedienungseinrichtung mit zusätzlicher Fernüberwachung durch die Warte von KASSELWASSER geben.
Harald Jordan führte die 15-köpfige Gruppe quer über die Baustelle, erzählte die eine oder andere Anekdote und sorgte so für eine informative und abwechslungsreiche Exkursion. Neben dem Highlight in der aktuellen Baugrube stehen zu können, war es auch möglich, die Vorbereitungen für die große Wehrprüfung zu bestaunen. Die Kasseler Schleuse grenzt direkt an zwei jeweils 25,0 m lange Wehre an, die alle sechs Jahre durch die WSV auf Schäden geprüft werden müssen. Zum Zeitpunkt der Besichtigung war eine Wasserhaltung vor einer Wehrwalze installiert und die Walze ganz nach oben gefahren.
Solch eine Baustelle ist in Kassel wohl nur etwa alle 100 Jahre zu bestaunen. Dementsprechend gilt der Dank an dieser Stelle Harald Jordan und KASSELWASSER, die diese Exkursion ermöglicht haben. Die Gruppe der Teilnehmenden kehrte anschließend noch in den nahegelegenen Biergarten ein, was zu einem gelungenen Ausklang des Abends geführt hat.
Text und Fotos: Alina Kosmützky
Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V.