Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V.
Hennef. Die Anforderungen der europäischen Kommunalabwasserrichtlinie wurden 2016 durch die kommunalen Kläranlagen im bundesweiten Mittel erfüllt oder deutlich übertroffen. Das stellt die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA) als eines der Ergebnisse ihres jährlich durchgeführten Leistungsvergleichs kommunaler Kläranlagen fest. Dennoch besteht bei einigen Anlagen noch immer Anpassungsbedarf an den Stand der Technik.
Kläranlagenleistung unverändert auf hohem Niveau
Die Abbaugrade für Verschmutzungen liegen weitgehend konstant auf einem hohen Niveau. Regionale Unterschiede zeigen sich vor allem beim spezifischen Abwasseranfall (Abwasseranfall je Einwohnerwert), der aus den jeweils vorwiegend eingesetzten Kanalisationssystemen (Misch- oder Trennverfahren) und den auf den Kläranlagen mitbehandelten Niederschlagsabflüssen sowie einem unterschiedlich hohen Anfall an Fremdwasser resultiert (Fremdwasser ist ins Kanalnetz eingedrungenes Wasser, das eigentlich nicht auf der Kläranlage behandelt werden müsste). Da bei Kläranlagen mit Anschlussgrößen unter 10 000 Einwohnerwerten gesetzlich keine gezielten Maßnahmen zur Phosphorelimination vorgeschrieben sind, haben diese Anlagen einen überproportionalen Anteil an den in die Gewässer eingeleiteten Phosphorfrachten. Dies kann speziell bei Gewässern mit geringer Wasserführung problematisch sein, da hierdurch die Anforderungen für die Phosphorkonzentration im Gewässer für den sehr guten ökologischen Zustand gemäß Oberflächengewässerverordnung möglicherweise nicht eingehalten werden können.
Die Ergebnisse der Kläranlagen in Österreich und Südtirol, die in Zusammenarbeit mit dem ÖWAV, dem entsprechenden Verband in Österreich ebenfalls dargestellt werden, zeigen keine signifikanten Unterschiede in der Ablaufqualität und bei den Abbaugraden gegenüber den Verhältnissen in Deutschland.
Abwasserabfluss im Mischsystem
Am Beispiel Baden-Württembergs mit vorwiegender Abwasserableitung im Mischsystem zeigt sich, dass in der Praxis die meisten Kläranlagen mit Mischwasserzuflüssen beaufschlagt werden, die zum Teil weit über den Empfehlungen liegen, die die DWA in ihrem technischen Regelwerk ausspricht. Dies stellt eine große Herausforderung für den Klärwerksbetrieb dar, da die Reinigungsleistung zum Beispiel durch Schlammabtrieb aus den Nachklärbecken und ansteigende Ammoniumkonzentrationen im Ablauf beeinträchtigt werden kann. Wo solche Leistungseinbußen nicht akzeptabel sind, ist die Zufuhr von Mischwasser zur Kläranlage zu vermindern und die Mischwasserbehandlung im Kanalnetz entsprechend anzupassen.
Weitere Herausforderungen: Energieoptimierung und Spurenstoffe
Kläranlagen verbrauchen viel Energie, vor allem elektrischen Strom. Mittels Energiecheck und Energieanalyse sollte es zukünftig gelingen, den Stromverbrauch der Abwasserreinigung richtig zu bewerten, unnötigen Mehrverbrauch zu identifizieren und Maßnahmen einzuleiten, um einen energieeffizienteren Betrieb zu erreichen.
Ein weiterer genereller Handlungsbedarf auf den Kläranlagen könnte in den kommenden Jahren durch gesetzliche Auflagen zum Bau einer vierten Reinigungsstufe für die Entfernung von Spurenstoffen aus dem Abwasser ausgelöst werden. Derzeit werden auf diesem Gebiet umfangreiche Untersuchungen vorgenommen.
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