Abwasser als Ressource

Weltwassertag 2017 mit Motto „Abwasser“

Hennef. Abwasser sollte stärker als Ressource für Rohstoffe wahrgenommen und genutzt werden und nicht nur als etwas, das „entsorgt“ werden muss. Das ist einer der Gedanken, die zur Wahl des Begriffs „Abwasser“ als Motto des diesjährigen Weltwassertags am 22. März geführt haben. Die Abwasserentsorgung in Deutschland ist zwar hervorragend organisiert: 97 Prozent aller Deutschen sind nach Daten des Statistischen Bundesamts an Kanalisationen angeschlossen. Die Leistungsfähigkeit der Kläranlagen demonstriert der jährliche Leistungsvergleich der kommunalen Klär­anlagen, der von der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA) durchgeführt wird. Zusätzlich wird auch in Deutschland Abwasser bereits als Ressource genutzt. Dazu der Präsident der DWA, Otto Schaaf, Vorstand der Stadtentwässerungsbetriebe Köln: „Viele Kläranlagen nutzen die im Abwasser ent­haltene Energie, vor allem in Form von Faulgas. Auch Phosphor wird künftig verstärkt aus Abwasser und Klärschlamm zurückgewonnen werden.“ Der Weltwassertag ist ein Ergebnis der Weltkonferenz „Umwelt und Entwicklung“ 1992 in Rio de Janeiro und wird seit 1993 aufgrund einer Resolution der UN-Vollversammlung jährlich am 22. März begangen.

Deutsche Kläranlagen liefern hervorragende Leistung

Die Anforderungen der europäischen Kommunalabwasserrichtlinie werden durch die kommunalen Kläranlagen im bundesweiten Mittel erfüllt oder deutlich übertroffen. Das stellt die DWA immer wieder bei ihrem jährlich durchgeführten Leistungsvergleich kommunaler Kläranlagen fest. Kläranlagen sind aber auch große Energieverbraucher. Hierbei zeigt sich, dass bereits mehr als 20 Prozent der großen Kläranlagen einen Eigen­versorgungsgrad beim elektrischen Strom von über 80 Prozent erreichen. Wesentlich ist in diesem Zusammenhang die Nutzung von Faulgas, das aus Inhaltsstoffen des Abwassers gewonnen wird. Mit der von der Bundesregierung angestrebten Änderung der Klärschlammverordnung, die vom Bundestag am 9. März 2017 beschlossen wurde und nun dem Bundesrat zur weiteren Beschlussfassung vorliegt, wird künftig bei Klärschlämmen, die nicht unmittelbar landwirtschaftlich verwertet werden, die verstärkte Rückgewinnung von Nährstoffen, vor allem Phosphor, aus dem Klärschlamm geregelt. Auf diesem Gebiet ist aber noch weitere Forschungs- und Entwicklungsarbeit nötig, um besonders die Wirtschaftlichkeit der Verfahren zu erhöhen.

International: mehr Abwasser zur Wiederverwendung aufbereiten

Auf internationaler Ebene, vor allem in wirtschaftlich weniger leistungsfähigen Staaten, stellt sich die Frage einer geordneten, sicheren Abwasserentsorgung in ganz anderer Dimension. Hier kann die Abwasserentsorgung wesentlich dazu beitragen, Infektionskrankheiten einzudämmen; sie leistet so einen großen Beitrag zur Gesundheit der Bevölkerung. Vie­lerorts fehlen moderne Kläranlagen, Kanalisationen oder auch Kleinkläranlagen und vor allem qualifiziertes Personal für deren Betrieb und Über­wachung. In trockenen Regionen kann Abwasser für die Nutzung in der Landwirtschaft zur Bewässerung und in der Industrie aufbereitet werden. Entscheidend ist aber oft die Finanzierung der Projekte. Die DWA hat be­reits frühzeitig einen Themenband zur Wasserwiederverwendung erarbeitet, der in mehrere Sprachen übersetzt wurde.

National wie international: Ziele der Vereinten Nationen umsetzen

Zunehmend wichtiger werden die Sustainable Development Goals, die die Vollversammlung der Vereinten Nationen im Rahmen ihrer Agenda 2030 für Nachhaltige Entwicklung verabschiedet hat. Ziel 6 lautet „Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser- und Sanitärversorgung für alle gewährleisten“, und eines der Unterziele davon fordert die Halbierung des Anteils unbehandelten Abwassers sowie eine beträchtliche Steigerung der Wiederaufbereitung und gefahrlosen Wiederverwendung weltweit. Abwasser soll danach also nicht einfach „entsorgt“, sondern als Ressource wahrgenommen und genutzt werden. Die deutsche Bundesregierung hat die Sustainable Development Goals mit Kabinettsbeschluss vom 11. Januar 2017 in der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie aufgegriffen.

Wasserwirtschaft als attraktiver Arbeitgeber

Die Wasserwirtschaft bietet auf Dauer sichere, attraktive und technisch anspruchsvolle Arbeitsplätze. Hier wird gerne die Analogie als umwelttechnische Berufe („UT-Berufe“) zu den „IT-Berufen“ gezogen, doch wird es im Rahmen des demographischen Wandels, der zu weniger Nachwuchs auf dem Arbeitsmarkt und zu verstärkter Konkurrenz um Arbeitskräfte führt, schwieriger, geeignete Kandidaten für diese Berufsfelder zu gewinnen. Die DWA führt daher unter anderem Berufswettbewerbe in der Wasserwirtschaft durch, um diese verantwortungsvollen Berufe öffentlich besser sichtbar und attraktiver zu machen. Die 4. Offene Meisterschaft der Abwassertechnik beispielsweise findet im Mai 2018 im Rahmen der Weltleitmesse der Umwelttechnik, der IFAT, in München statt.

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