Corona: Flächendeckendes Abwassermonitoring in Deutschland

Schneller, kostengünstiger, umfassender – worauf warten wir noch?

Hennef. Überwachung des Corona-Virus SARS-CoV-2 über das Abwasser: Die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA) spricht sich seit längerer Zeit dafür aus, die Pandemie über den Abwasserpfad zu verfolgen. Die EU empfiehlt diese Methode, Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) plädiert für einen Ausbau im Rahmen des künftigen Pandemie-Radars. Die DWA begrüßt diese Signale und dass aktuell auch der Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes, vertreten durch seinen Vorsitzenden Dr. Johannes Nießen, gegenüber der Funke Mediengruppe äußert, das Abwassermonitoring sei ein geeignetes Instrument für die Pandemiekontrolle und sollte von allen Kommunen durchgeführt werden.

Würde man nur das Abwasser der 235 größten Kläranlagen in Deutschland auf das Corona-Virus untersuchen, wären bereits 50 % der Gesamtbevölkerung erfasst. Die Kosten lägen bei nur rund 14 Millionen Euro pro Jahr. „Die Vorteile liegen auf der Hand: Das System ist nicht nur vergleichsweise preiswert, sondern liefert auch einen zuverlässigen Eindruck der Infektionslage“, so Johannes Lohaus, Sprecher der Bundesgeschäftsführung der DWA.

Monatlich wurde bislang eine Milliarde Euro für Schnelltests ausgegeben. Dennoch erhält man so kein umfassendes, zeitnahes Bild von der Verbreitung der Infektion; man kann davon ausgehen, dass die tatsächlichen Infektionszahlen um das Doppelte bis Mehrfache über den bei den Gesundheitsbehörden gemeldeten Fallzahlen liegen. In die offizielle Statistik fließt nur ein, wer einen positiven PCR-Test hatte. Doch selbst Ärzte veranlassen häufig keine PCR-Tests mehr. Dazu kommt, dass sich viele Patienten mit milden Verläufen erst gar nicht bei ihrem Hausarzt vorstellen. Die Dunkelziffer ist also enorm. Mit der neuen Kostenpflicht für Schnelltests steuert Deutschland im Blindflug auf den Herbst zu, der nach Einschätzung von Bundesgesundheitsminister Lauterbach eine heftige Infektionswelle und vielleicht auch neue Varianten im Gepäck haben wird.

Im Vergleich zu den Schnelltests ist der Nachweis der SARS-CoV-2-Viren im Abwasser erheblich preiswerter und ermöglicht auch die frühzeitige Identifizierung neuer Varianten. Für ein ganzes Jahr werden in einer bis März 2022 laufenden Pilotstudie des Bundes pro beteiligtem Kläranlagenstandort 60 000 Euro angesetzt. Abwasser bietet den Vorteil, dass alle Infizierten in einem Kläranlageneinzugsgebiet – unabhängig vom Testverhalten – erfasst werden. Das Virus oder Fragmente davon wird mit dem Stuhl ausgeschieden und kann im Abwasser nachgewiesen werden. So würde mit überschaubarem Aufwand ein umfassendes Bild vom Pandemiegeschehen erhalten.

Zurück

Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V.

+49 2242 872 333

+49 2242 872 100

info@dwa.de