Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V.
Hennef. Das Projekt „Obere Emscher“ wird mit dem Gewässerentwicklungspreis 2013 der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA) ausgezeichnet. Belobigungen wurden für Projekte in Altenbeken (Nordrhein-Westfalen) und Chemnitz (Sachsen) ausgesprochen. Der DWA-Gewässerentwicklungspreis wird für vorbildlich durchgeführte Maßnahmen zur Erhaltung bzw. zur naturnahen Gestaltung und Entwicklung von Gewässern im urbanen Bereich vergeben.
Meilenstein der Gewässerrenaturierung im dicht besiedelten Raum
Die Renaturierung der Oberen Emscher in Dortmund ist ein markanter Meilenstein beim Generationenprojekt Emscher-Umbau. Aus einem über viele Jahrzehnte Abwasser führenden, technisch ausgebauten, zum Teil verrohrten Gerinne ist wieder ein naturnaher Flusslauf entstanden. Von den Quellen der Emscher in Holzwickede bis in den urbanen Bereich der Großstadt Dortmund ist der Fluss seit Anfang 2010 auf rund 20 km abwasserfrei und ökologisch umgestaltet. Der von der DWA ausgezeichnete Abschnitt umfasst insgesamt etwa vier Kilometer. Kernabschnitt ist hier die Emscher im Bereich des Zusammenflusses mit dem Hörder Bach, in unmittelbarer Nähe des neu angelegten Phoenix-Sees im städtischen Raum in Dortmund-Hörde. Die Renaturierung folgte leitbildorientierten Entwicklungszielen. Die Emscher fließt geschwungen und flach eingeschnitten mit naturnahem Sohlsubstrat in einer bis zu 40 m breiten Ersatzaue. Die Verzahnung von Gewässer und Umland ist gegeben, eine eigendynamische Entwicklung weitgehend möglich. Mit den naturnahen Oberläufen in diesem Raum – vor allem dem in diesem Abschnitt einmündenden Hörder Bach – besitzt die Emscher ein großes Wiederbesiedlungspotenzial für den weiteren Umbauprozess und ist Strahlursprung in Entstehung für den Fluss Emscher. Seinen besonderen Wert erhält dieses Beispiel durch die gelungene Verbindung ökologischer, wasserwirtschaftlicher und städtebaulicher Elemente. Herausragend sind die Integration einer stadtarchäologisch bedeutsamen Fläche und die Verbindung mit dem Phoenix-See als Freizeit- und Wohnraum.
Ökologische Entwicklung unter schwierigen innerörtlichen Bedingungen
Im Ortsteil Schwaney der Gemeinde Altenbeken (Nordrhein-Westfalen) treffen drei Gewässer aufeinander. Im Jahr 1965 wurde der ganze tief liegende Ortskern überschwemmt, 1998 ein zweites Mal. Enge Bebauung, eigenmächtige Landgewinnung der Anlieger und unsachgemäße Einbauten führten zu einer schwachen Abflussleistung. Als Lösung wurde der Konzeptvorschlag „Gewässerausbau“ verfolgt. Das Projekt kombiniert unter teilweise schwierigen innerörtlichen Bedingungen die ökologische Entwicklung der Gewässersohlen und der Ufer mit der Verbesserung des Hochwasserschutzes. Hervorzuheben ist auch die neue Erlebbarkeit des Gewässers. Die DWA sprach daher für dieses Projekt eine Belobigung aus.
Renaturierung eines ehemals kanalisierten Gewässer
Ebenfalls mit einer Belobigung ausgezeichnet wurde das Projekt „Kappelbach“ der Stadt Chemnitz (Sachsen). Hier wurde ein ehemals kanalisiertes Gewässer im komplizierten innerörtlichen Bereich renaturiert. Unter anderem durch den Abbruch von massiven Ufermauern und einer massiven Gewässersohle wurden naturnahe Verhältnisse hergestellt. Der realisierte Gewässerabschnitt beginnt stadtauswärts ca. 1,5 km westlich des Stadtzentrums. Hinsichtlich der Gewässerstrukturgüte war er als sehr stark geschädigt eingestuft. Das neue Gewässerprofil wurde dann naturnah modelliert – die Sohlbreiten und das Sohlgefälle wechseln, Prall- und Gleithänge erhielten unterschiedliche Böschungsneigungen.
Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V.