Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V.
DWA-Leistungsvergleich kommunaler Kläranlagen stellt Stickstoff in den Mittelpunkt
Von über 400 000 t Stickstoff, die im Abwasser jedes Jahr in die kommunalen Kläranlagen gelangen, werden im bundesweiten Mittel 80 % entfernt, was zu einer bedeutenden Entlastung der Flüsse und Seen führt. Gereinigtes Abwasser enthält bundesweit im Durchschnitt nur noch 9,3 mg Stickstoff in einem Liter. Diese Zahlen enthält der Leistungsvergleich der kommunalen Kläranlagen der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA), der in diesem Jahr zum 23. Mal durchgeführt wurde. Beim jährlichen Leistungsvergleich werden die Betriebsdaten der kommunalen Kläranlagen gesammelt und nach einheitlichen Gesichtspunkten ausgewertet. In diesem Jahr lag ein Schwerpunkt der Auswertungen bei der Entfernung der Stickstoffverbindungen. Die Anforderungen der EU werden hier deutlich übertroffen. Der hohe Standard der Abwasserreinigung in den mehr als 10 000 kommunalen Kläranlagen trägt wesentlich zum Schutz der Oberflächengewässer bei.
Stickstoff im Mittelpunkt
Als Pflanzennährstoff kann Stickstoff ein übermäßiges Algenwachstum in den Gewässern fördern. Daher sind entsprechend den Mindestanforderungen kommunale Kläranlagen ab einer Ausbaugröße von 10 000 Einwohnerwerten (EW) bei der Reinigung von Abwasser auch zur Entfernung von Stickstoff verpflichtet. Nachdem bereits im letzten Jahr der Parameter Phosphor im Fokus der Auswertung gestanden hatte, wurde aufgrund der hohen Bedeutung für die Gewässerqualität und den Umweltschutz im diesjährigen Leistungsvergleich der Parameter Stickstoff in den Mittelpunkt gerückt.
Abwasseranfall beeinflusst die Stickstoffkonzentration im Kläranlagenzulauf
Die Stickstoffkonzentration im unbehandelten Abwasser liegt bundesweit im Mittel bei 46,5 mg/l und wird maßgeblich vom Abwasseranfall beeinflusst. Dieser setzt sich aus dem häuslichen Schmutzwasser, Gewerbe- und Industrieabwasser und bei Kanalisationen nach dem Mischsystem aus Niederschlagswasser zusammen, das auf Kläranlagen mitbehandelt wird. Hinzu kommt das sogenannte Fremdwasser, das über Fehlanschlüsse oder durch Undichtigkeiten (Grundwasser) in die Kanalisation gelangt. Liegt der spezifische Abwasseranfall über 50 m3 pro Einwohner und Jahr, so ist die Ursache in der Regel bei der Einleitung von Fremd- und Regenwasser zu suchen, das im Vergleich zu Schmutzwasser meist wenig Stickstoff enthält.
Kläranlagen erfüllen die gesetzlichen Anforderungen
Die Auswertungen zeigen, dass die Anforderungen der EU-Kommunalabwasserrichtlinie im bundesweiten Mittel mit einer Entfernung von 80 % deutlich übertroffen werden. Die besten Betriebsergebnisse weisen die Kläranlagen zwischen einer Ausbaugröße von 5000 bis 10 000 Einwohnerwerten auf. Das erfreuliche Ergebnis ist auch insofern bemerkenswert, als die Ergebnisse auf Jahresmittelwerten beruhen, die auch Messergebnisse der kälteren Jahreszeit beinhalten, in der die Stickstoffelimination durch niedrigere Abwassertemperaturen behindert wird.
Bemessungswerte decken sich mit Praxiswerten
Die im Leistungsvergleich ermittelten spezifischen Nährstofffrachten stimmen im Mittel mit den bei der Bemessung von Kläranlagen angesetzten Nährstofffrachten überein. Dies lässt auf eine weitgehend bedarfsgerechte Dimensionierung der Kläranlagen schließen. Es ist aber darauf hinzuweisen, dass im Einzelfall auch erhebliche Abweichungen auftreten können.
Betrachtung nach Flussgebieten
Entsprechend der EU-Wasserrahmenrichtlinie wurde auch eine Auswertung der Reinigungsleistung der kommunalen Kläranlagen nach Flusseinzugsgebieten vorgenommen. Wie bereits in den Vorjahren zeigte sich ein hoher Wirkungsgrad der Kläranlagen. Der Abbau der organischen Kohlenstoffverbindungen (Basis: Chemischer Sauerstoffbedarf, CSB) beträgt 94 %. Die Entnahme von Stickstoff lag bei 80 % und für Phosphor bei 90 %. Insgesamt wurden die Anforderungen der EG-Kommunalabwasserrichtlinie im bundesweiten Mittel erfüllt bzw. deutlich übertroffen. Die hohe Reinigungsleistung der kommunalen Kläranlagen trägt damit wesentlich zum Erhalt der Gewässerqualität bei.
Viel Engagement, große Beteiligung, hohe Repräsentanz
Am aktuellen 23. Leistungsvergleich kommunaler Kläranlagen beteiligten sich 5949 Kläranlagen mit einer Ausbaugröße von rund 140 Millionen Einwohnerwerten. Bezogen auf die Gesamtausbaugröße von 151 Millionen Einwohnerwerten bedeutet dies, dass 92 % der Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland durch die vorliegende Statistik erfasst wurden. Die hervorragende Reinigungsleistung und die umfangreiche Auswertung waren nur durch das hohe Engagement des Personals auf den Kläranlagen möglich. Die Daten wurden von den Kläranlagen-Nachbarschaften der DWA erhoben und ausgewertet.
Weitere Informationen
DWA-Bundesgeschäftsstelle, Dr. agr. Stefanie Budewig
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