Extreme Wetterlagen – was tun?!

DWA-Klimatag zum Umgang der Wasserwirtschaft mit klimatischen Veränderungen. Lösungen für Stadtplanung und -entwicklung

Hennef. Längst ist klar: Der Klimawandel betrifft nicht nur ferne Regionen, er wirkt sich auch vor Ort aus. Jährlich werden neue globale Wärmerekorde registriert. In allen Jahreszeiten. Starkregen und Sturzfluten – mit zum Teil verheerenden Überschwemmungen – häufen sich. Auch in Deutschland.

Lösungen werden gesucht - zum Umgang mit der globalen Erwärmung und mit Extremwetterlagen. Auch die Wasserwirtschaft ist hier gefordert. Um entsprechende Vorschläge und Strategien vorzustellen, veranstaltet die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA) am 29. September 2015 in Essen unter dem Leitsatz „Folgen erkennen – dynamisch planen – jetzt handeln“ den ersten DWA-Klimatag. Wasser- und Klimaexperten berichten aus der Praxis, beispielsweise wie Starkregen schadensmindernd über Straßen gelenkt oder wie die Bevölkerung in die Umsetzung von Schutzmaßnahmen einbezogen werden kann. Eine interdisziplinär besetzte Podiumsrunde diskutiert mit dem Ziel einer Zukunftsvereinbarung über „Wasser in der Stadt von morgen“.

Handeln und Folgen begrenzen

Dr. Jochen Stemplewski, Vorstandsvorsitzender von Emschergenossenschaft und Lippeverband, einem der größten deutschen Kläranlagenbetreiber und Flussgebietsmanager in Essen und zugleich DWA-Vizepräsident, erklärt: „Durch eine Erwärmung der Wasserläufe um zwei bis drei Grad wird die Zuwanderung neuer Arten begünstigt, die mit höheren Wassertemperaturen besser klar kommen als unsere heimischen Arten. Lebensgemeinschaften verändern sich, die Gewässer erhalten eine schlechtere Bewertung.“ Das jedoch soll nicht sein. Die Europäische Wasserrahmenrichtlinie verpflichtet die EU-Staaten, über den Zustand der Gewässer zu wachen und ihn kontinuierlich zu verbessern.

Renaturierung, technische Maßnahmen und Eigenverantwortung

Hierbei helfen Renaturierungsmaßnahmen. Die Umgestaltung von Gewässern soll jedoch nicht nur die heimische Artenvielfalt sichern, sie dient zugleich einem weiteren Ziel: Gewässer mit breiteren Auen halten Niederschläge eine gewisse Zeit zurück, bevor sie ins Grundwasser abfließen, und schützen so vor Hochwasser. Dort, wo dies nicht reicht oder nicht möglich ist, sollen andere Maßnahmen greifen. „In Ortslagen ist es wichtig, das Niederschlagswasser über Notwasserwege abzuleiten oder zwischen zu speichern, um überflutete Keller zu verhindern“, sagt Stemplewski weiter. Dies könnten Grünflächen-Mulden oder sogenannte Wasserplätze auf multifunktional genutzten öffentlichen Flächen sein. Man könne sich aber nicht allein auf technischen Schutz verlassen. „Technische Maßnahmen wie die Erhöhung von Deichen und der Ausbau von Pumpwerken stoßen an Grenzen. Auch große Kanäle enden irgendwann in einem Gewässer, im schlimmsten Fall werden dann tiefer gelegene Ortsteile überschwemmt und das Problem wird verlagert.“

Zum Schutz von Menschen und Sachgütern gehört die Bevölkerung mit ins Boot. Stemplewski: „Zusammen mit der Stadt Unna haben wir das Projekt ‚Stark gegen Starkregen‘ umgesetzt. Wir haben für ein Starkregenereignis die Fließwege des Wassers simuliert und diese Karte über www.stark-gegen-starkregen.de allen interessierten Bürgerinnen und Bürgern zugänglich gemacht. Inklusive konkreter Beispiele für die Eigenvorsorge.“ Ein ähnliches Projekt ist mit der Stadt Dortmund geplant.

Klimafolgen, Lösungsstrategien, Risiken und Maßnahmen

Der DWA-Klimatag gibt einen Überblick über aktuelle Erkenntnisse zu klimatischen Entwicklungen, beleuchtet Auswirkungen der Klimaveränderungen auf saisonale Wetterlagen und stellt Lösungen für städtische Planungen und Entwicklungen vor. Für die Siedlungsentwässerung, die kommunale Abwassertechnik und die Wasserbewirtschaftung werden Anpassungsstrategien der Wasserwirtschaft aufgezeigt.

Der Klimatag ist in vier Blöcke gegliedert. Die Veranstaltung wird vom Ersten Bürgermeister der Stadt Essen, Rudolf Jelinek, dem Vorstandsvorsitzenden von Emschergenossenschaft/Lippeverband und DWA-Vizepräsidenten, Dr. Jochen Stemplewski und dem Präsidenten der DWA, Bauass. Dipl.-Ing. Otto Schaaf, eröffnet.

Zielgruppe und Tagungsort

Der Klimatag richtet sich an Fachleute, die mit der Landes- und Stadtplanung und der Entwicklung von Infrastrukturmaßnahmen befasst sind sowie an Akteure der Politik und der Wasserwirtschaft. Er findet in Kooperation mit Emschergenossenschaft und Lippeverband statt und knüpft an das Projekt dynaklim des BMBF-Forschungsverbundes KLIMZUG an.

Tagungsort ist das Philharmonie-Conference-Center, Huyssenallee 53, 45128 Essen.

Dynaklim = Dynamische Anpassung an den Klimawandel
KLIMZUG = Klimawandel in Regionen zukunftsfähig gestalten
BMBF = Bundesministerium für Bildung und Forschung

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