William-Lindley-Ring für Catarina de Albuquerque - erfolgreiche Kämpferin der Menschenrechte auf Wasser und Sanitärversorgung

UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung nur halb erreicht – mehr Tempo bei Umsetzung erforderlich

Hennef. Wasser- und Sanitärversorgung sind von der UN anerkannte Menschenrechte – dank der portugiesischen Juristin und ehemaligen UN-Sonderberichterstatterin Catarina de Albuquerque. Für ihre herausragende und äußerst engagierte Leistung bei der Etablierung dieser Menschenrechte hat die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA) Albuquerque mit ihrer höchsten Auszeichnung gewürdigt, den William-Lindley-Ring. „Catarina de Albuquerque hat nicht nur bei der Definition der Menschenrechte die entscheidende Rolle gespielt, sondern sich auch seit 2010 unermüdlich für eine sichere Wasser- und Sanitärversorgung für alle Menschen, eingesetzt“, betonte DWA-Präsident Uli Paetzel bei der Auszeichnung auf dem DWA-Dialog Berlin. „Wir sind sehr stolz, Catarina de Albuquerque den William-Lindley-Ring überreichen zu dürfen.

Als Sonderberichterstatterin der Vereinten Nationen war Catarina de Albuquerque die treibende Kraft sowohl für die Aufnahme der Wasser- und Sanitärversorgung als Menschenrechte in die UN-Charta durch die UN-Vollversammlung im Jahr 2010, als auch für die Integrierung dieser Rechte in die Sustainable Development Goals. Für Albuquerque wichtige, aber auch nur erste Schritte. Als Leiterin der Organisation „Sanitation and Water for all (SWA)“ treibt sie jetzt die Umsetzung voran, in Entwicklungs- und Schwellenländern, aber auch in den entwickelten Industriestaaten.

SDG-Summit: mehr Tempo erforderlich

Zeit für die Umsetzung – diese Botschaft hat auch der zeitlich parallel stattfindende SDG-Summit der Vereinten Nationen in New York gesendet, auf dem ein deutlich höheres Tempo und größeres Engagement bei der Erreichung der UN-Ziele für eine nachhaltige Entwicklung dringend angemahnt wurde. Nach den SDGs sollen alle Menschen einen Zugang zu einwandfreiem und bezahlbarem Trinkwasser haben sowie zu einer angemessenen und gerechten Sanitärversorgung sowie Hygiene erhalten. Weltweit wurden zwar deutliche Fortschritte erzielt, noch immer verfügen aber 2,2 Mrd. Menschen über keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, 3,4 Mrd. Menschen fehlt der Zugang zu einer angemessenen Sanitärversorgung und 500 Mio. Menschen müssen noch immer ihre Notdurft im Freien verrichten. Für Albuquerque fehlt es dabei nicht an technischem Können oder mangelnden Kapazitäten. Die Umsetzung der Menschenrechte auf Wasser und Sanitärversorgung seien eine Frage des politischen Willens. Dies sei die magische Zutat, so Albuquerque in Berlin. Für die Umsetzung müssten Amtsträger auf höchster Ebene gewonnen werden.

Sanitärversorgung Basis der Chancengleichheit der Geschlechter

Albuquerque hebt besonders das Menschenrecht auf Sanitärversorgung hervor. Wasser sei das glamouröse Thema gewesen, Sanitärversorgung hingegen ein Tabu. Dabei sei gerade die Sanitärversorgung eng mit Privatsphäre und Würde verbunden, so Albuquerque in ihrer beeindruckenden Rede auf dem DWA-Dialog. Insbesondere Frauen litten unter fehlendem Zugang zu Sanitärversorgung. Für heranwachsende Mädchen habe dies zusätzliche Auswirkungen auf das Recht auf Bildung. „Man kann Frauen und Mädchen nicht schützen, man kann die Gleichstellung der Geschlechter nicht fördern, man kann den Zugang zu Bildung nicht garantieren, wenn die Rechte auf Wasser- und Sanitärversorgung nicht für alle Realität sind.“

Albuquerque spricht mit ihren Forderungen nicht nur Entwicklungsländer an. Sie schilderte in Berlin beispielhaft Besuche in den USA, Japan und Slowenien. Dort sei nicht der Mangel an Ressourcen der Grund dafür, dass Menschen gezwungen sind, verschmutztes Wasser zu trinken und ohne ordentliche Sanitärversorgung leben, sondern Stigma. Besonders stigmatisierte, marginalisierte Menschen seien in vielen eigentlich reichen Ländern von diesen Problemen betroffen. Und auch für diese Menschen gelte das Menschenrecht auf Wasser, so die William-Lindley-Ring-Preisträgerin.

William-Lindley – Pionier der technischen Hygiene

Die DWA verleiht den William-Lindley-Ring zur Erinnerung an den Ingenieur William Lindley (1808 bis 1900). Geboren in London, hat Lindley Flusstunnel, Eisenbahnen, Gas- und Wasserwerke, öffentliche Bäder und Waschhäuser gebaut. Bekannt ist er vor allem durch seine Maßnahmen zur Abwasserkanalisation und Trinkwasserversorgung, die eine Antwort auf Choleraepidemien in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren. Bereits 1824 war er nach Hamburg umgezogen, wo er 1842 die erste Kanalisation auf dem europäischen Festland errichtete. Später folgten weitere hygienetechnische Pionierleistungen in Frankfurt a. M., Warschau, Pest, Düsseldorf, Basel und auf Helgoland, bevor er 1879 mit Eintritt in den Ruhestand endgültig nach London zurückkehrte.

Mit dem William-Lindley-Ring ehrt die DWA prominente Persönlichkeiten, die die Ziele der Vereinigung maßgeblich gefördert haben. Bisherige Preisträger sind: Prof. Dr. Horst Köhler (2017), Prof. Dr. Dr. h. c. Ernst Ulrich von Weizsäcker (2011), Prof. Dr. Kurt Biedenkopf (2006), Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Hans Tietmeyer (2002), Prof. Dr. Klaus Töpfer (1998).

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