Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V.
Hennef, 1. September 2024. Die Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V. (FLL) plant in Zusammenarbeit mit der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen e. V. (FGSV) und der DWA die Entwicklung eines gemeinsamen Merkblatts „Baumstandorte und Regenwasserbewirtschaftung“. Das Merkblatt wird bei der DWA als DWA-M 163 veröffentlicht werden.
Bäume prägen unseren Lebensraum auf verschiedenste Art und Weise und sind als Gestaltungselement sowie aufgrund ihrer zahlreichen ökologischen Funktionen als Beitrag zum Natur-, Arten- und Klimaschutz in unseren Städten unverzichtbar. Ein flächendeckender vitaler Baumbestand ist eine entscheidende Komponente bei der Anpassung der Kommunen an die Folgen des Klimawandels. Die Entwicklung und der Erhalt dauerhafter Baumbestände wird jedoch sowohl durch zunehmende Hitze- und Trockenperioden als auch durch die urbanen Rahmenbedingungen, wie verdichtete und versiegelte Böden, eingeschränkte Wurzelräume mit gestörtem Bodenlufthaushalt, beeinträchtigt. Dies erschwert die Etablierung eines leistungsfähigen Baumbestands zusätzlich.
Gleichzeitig stellen Starkregenereignisse die dezentrale Regenwasserbewirtschaftung vor große Herausforderungen, da immer öfter die Kapazitätsgrenzen der Kanalisationssysteme überschritten werden. Die Wasserwirtschaft sucht also nach Lösungen, um rasch potenzielle Speicher- und Versickerungsräume zu erschließen.
Insbesondere in Zeiten von zunehmender Dürre ist es wichtig, Bäume zielgerichteter als bisher mit Niederschlagswasser zu versorgen, um ihre Vitalität zu erhalten und ihre positive Wirkung auf das städtische Klima zu unterstützen. Die Nutzung von Niederschlagswasser zur Bewässerung ist eine nachhaltige Praxis, die dazu beiträgt, Trinkwasser zu sparen. Das anfallende Niederschlagswasser bei Starkregenereignissen versickert auch an Baumstandorten, sodass Bäume und ihre Standorte ein Bestandteil der wasserbewussten Siedlungsentwicklung sind. Wird dies forciert, können sich hierbei jedoch auch Gefahren für die Vitalität der Bäume ergeben, wenn dem Baumstandort belastetes Niederschlagswasser zugeführt wird und sich das Wasser zu lange im Wurzelraum anstaut.
Bisher gibt es zwar Regelwerke, die sich zum einen speziell mit dem Baumstandort (unter anderem Anforderungen an Bauweisen und Substrate, FLL-Empfehlungen für Baumpflanzungen, DIN 18916) und zum anderen mit der Versickerung von Niederschlagswasser und dem Umgang mit Regenwasser (unter anderem DWA-A 138-1) befassen, aber die gesamtheitliche Betrachtung/Einbindung von Baumstandorten im Zusammenhang mit der Stadt- und Verkehrsplanung verknüpft mit der Regenwasserbewirtschaftung ist bisher nicht normativ geregelt.
Das neue Merkblatt DWA-M 163 wird sich auf die Planung, den Bau und den Betrieb von Anlagen zur Bewässerung von Baumstandorten mit Niederschlagswasser konzentrieren.
Um sicherzustellen, dass das Merkblatt praxisrelevant und vielseitig anwendbar ist, sollen alle entscheidenden Gruppen in den Entwicklungsprozess einbezogen werden. Dazu gehören unter anderem Netzbetreiber, Garten- und Grünflächenämter, Stadt- und Verkehrsplanung, Wasserwirtschaft, Bauingenieurwesen, Landschaftsarchitektur, Ausführungsbetriebe des Garten- und Landschaftsbaus und der Baumpflege, Sachverständige sowie Tief- und Straßenbauunternehmen. Die Zusammenarbeit dieser unterschiedlichen Interessengruppen soll sicherstellen, dass das Merkblatt einem umfassenden Ansatz folgt und verschiedene Perspektiven berücksichtigt.
Um die Qualität des Merkblatts zu gewährleisten, sollen neben den bereits bestehenden Standards für Baumstandorte und Regenwasserbewirtschaftung sowohl Praxiserfahrungen als auch aktuelle Forschungsergebnisse in die Erarbeitung einfließen. Diese integrative Herangehensweise soll sicherstellen, dass das Merkblatt einen praxisnahen und wissenschaftlich fundierten Leitfaden für die nachhaltige Entwicklung von Baumstandorten sowie die Bewässerung von Bäumen mit Niederschlagswasser darstellt.
Es ist geplant, das Merkblatt im Regelwerk von DWA, FLL und FGSV wortgleich zu veröffentlichen. Das Verfahren nach FLL wird als führendes Verfahren gewählt. Eine Beteiligung der Fachgremien der DWA, wie in Arbeitsblatt DWA-A 400 beschrieben, wird durch die FLL sichergestellt. Die organisatorische Abwicklung übernimmt die FLL (Tanja Büttner).
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