Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V.
Berichte von vergangenen Stammtischen
Berichte von vergangenen Stammtischen der DWA
Berichte von vergangenen Stammtischen der DWA
Am 18. Mai 2023 fand der 22. Thematische Stammtisch der Jungen DWA statt mit dem spannenden Thema „Bibermanagement“. Als Vortragende konnten wir trotz Feiertag Bettina Sättele, Biberbeauftragte des Regierungspräsidium Freiburg und Konrad Frosdorfer, Projektkoordinator des Bibermodellprojektes Baden-Württemberg, gewinnen. Bis zu zehn Interessierte aus den unterschiedlichsten Bereichen haben den aufschlussreichen Vorträgen gelauscht.
Zuerst hat Frau Sättele Thesen zum aktuellen Biber- und Konfliktmanagement aufgestellt und so einen Überblick, welche Herausforderungen das Zusammenleben von Biber und Mensch mit sich bringt, gegeben. Bei der Rückkehr des Bibers muss beachtet werden, dass Biber eigentlich im Auwald leben. Durch das Fehlen dieser Lebensräume besiedeln die Biber Sekundärlebensräume und in diesen kommt es dann zu Überschneidungen mit Nutzungen durch den Menschen. In der medialen Darstellung ist der sachliche Kontext häufig nicht gegeben. Zukünftig braucht es eine Balance zwischen zwangsläufigen Eingriffen und vor allem langfristigen lebensraumschaffenden Maßnahmen. Dabei bleibt die Frage, wie Fläche bereitgestellt und Lebensraum wiederhergestellt werden kann. Auf diese Frage hat Frau Sättele als Antwort ihre Vorgehensweise erläutert. Zentraler Punkt dabei ist die Ausweisung von Zonen, um Kommunen eine Planungsgrundlage an die Hand zu geben. So können Maßnahmenkonzepte an den Bestand angepasst werden. Wichtig ist, alle Betroffenen frühzeitig in die Planung einzubeziehen und einen Wissensaustausch sowie Akzeptanz zu schaffen.
Anschließend stellte Herr Frosdorfer das Bibermanagement in Baden-Württemberg vor, welches ein konfliktarmes Zusammenleben von Menschen und Biber zum Ziel hat. Die große Frage dabei ist, wie viele Biber eigentlich in der Region leben. Bisher existieren nur Schätzzahlen. Daher sind die Beobachtung und Erfassung von Bibern ein Teil des Managements. Daneben wird vor allem die Öffentlichkeitsarbeit und Konfliktlösung fokussiert. Gefahren durch den Biber sind zum Beispiel Fällungen, Unterhöhlungen, Überstauung und Fraßschäden. Gefährliche Auswirkungen an technischen Bauwerken und in Wasserschutzgebieten können die Folge sein. Auch Herr Frosdorfer spricht als Lösung das Management mit Betroffenen an. Der Biber zählt gemäß dem Bundesnaturschutzgesetz als streng geschützte Art, so gibt es auch bindende rechtliche Vorgaben. Sein wichtigster Punkt ist die Früherkennung und Meldung bei Bibern, denn nur so können rechtzeitig Konflikte erkannt und angegangen werden. Das Modellprojekt in Baden-Württemberg nach bayrischem Vorbild beschäftigt sich mit der Frage der Beteiligung der Jägerschaft im Bibermanagement. Möglichkeiten und Grenzen sollen ausgelotet werden, um einen Handlungsrahmen für Biberkonfliktfälle zu erarbeiten.
In der folgenden Diskussionsrunde wurde vor allem das Thema der rechtzeitigen Berücksichtigung der Biber diskutiert. Denn Bibermanagement muss bereits in der Planung berücksichtigt werden. Dies gilt auch für temporäre Maßnahmen bei Renaturierungen. Am besten werden immer lokale Biberfachleute einbezogen. Denn das schnelle und frühzeitige Handeln bei Bibern ist der beste Weg, um Konflikte zwischen Menschen und Biber gering zu halten.
Natalie Lübbers, Jeannette Boecker
Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V.