Berichte von vergangenen Stammtischen

Berichte von vergangenen Stammtischen der DWA

Digitaler Stammtisch Rhein-Neckar am 27. August 2020

Digitaler Stammtisch Rhein-Neckar am 27. August 2020

Neue Erkenntnisse zur 4. Reinigungsstufe für Kläranlagen der Größenklasse 1 bis 3

Neue Erkenntnisse zur 4. Reinigungsstufe für Kläranlagen der Größenklasse 1 bis 3

Am Donnerstag, den 27.08.2020, fand der Stammtisch Rhein-Neckar zum Thema „Bodenfilter als 4. Reinigungsstufe im ländlichen Raum“ statt. Tina Vollerthun vom Entsorgungsverband Saar stellte dabei die bisherigen Ergebnisse aus dem INTERREG V A „Großregion“-Projekt „EmiSûre“ vor, bei dem Strategien zur Reduzierung des Mikroschadstoffeintrags in Gewässer im deutsch-luxemburgischen Grenzgebiet entwickelt werden. Das Thema ist insbesondere für mittlere und kleinere Kläranlagen im ländlich geprägten Raum interessant. Denn mehrere Gewässer-Studien belegen hinsichtlich der Elimination von Mikroschadstoffen auch für kleine bis mittlere Kläranlagen einen notwendigen Handlungsbedarf. Die gängigen Verfahren wie Ozonung oder Aktivkohleadsorption in Kombination mit einer Filtration, die bereits bei großen Anlagen erprobt sind, sind jedoch gerade für die Kläranlagen der Größenklassen 1 bis 3 wirtschaftlich nicht anwendbar.

Daher werden Alternativen für diese gesucht. Inhalte des Projekts waren bisher die Datenerhebung im Einzugsgebiet der Sauer, das Analytische Screening an ausgewählten Gewässer-Messstellen und Kläranlagenabläufen zur Erstellung und Validierung eines Stoffflussmodells im Einzugsgebiet der Sauer mit anschließender Szenarienbetrachtung bezüglich des Ausbaus von Kläranlagen mit 4. Reinigungsstufen, die Übertragung der Methodik auf ein vergleichbares Gebiet im Saarland und die Entwicklung eines Bodenfilters mit Spezialsubstraten als 4. Reinigungsstufe für mittlere und kleine Kläranlagen. Bis zum Ende des Projektzeitraumes im Dezember 2020 erarbeiten die Projektbeteiligten abschließend eine Handlungsempfehlung für den Umgang mit Mikroschadstoffen in der Großregion.

Die Ergebnisse sind vielversprechend. So können mithilfe der im Pilotmaßstab getesteten und von der Universität Luxemburg entwickelten Bodenfilter nicht nur die Makroschadstoffe wie Kohlen-stoff, Stickstoff und Phosphor stark reduziert werden (CSB>=90 %, NH4+<NWG, beide Phos-phorformen signifikant red.), sondern die untersuchten Mikroschadstoffe, wozu primär Arzneimit-telrückstände, Pflanzenschutzmittel und Industriechemikalien gehören, zu einem großen Teil zu über 90 % eliminiert werden. Der Vorteil des Verfahrens ist, dass für die Umsetzung deutlich weniger Investitionskosten entstehen. Der Kostenvorteil entsteht dadurch, dass das (aktivierte) Biokohle-Sand-Gemisch günstiger ist als beispielsweise reine Aktivkohle und insbesondere auch geringere Energiekosten anfallen als z.B. bei einer Ozonierung oder einer Membranstufe. Durch weniger Technik sind auch der Wartungsaufwand und Störungsanfälligkeit geringer als bei klassischen tech-nischen 4. Reinigungsstufen. Dem steht ein höherer Flächenbedarf gegenüber; Die erforderliche Fläche steht jedoch im ländlichen Raum meist zur Verfügung.

Das Projekt wird im Rahmen des EU-Kooperationsprogramms Interreg in der Großregion (Frank-reich-Belgien-Deutschland-Luxemburg) als grenzüberschreitendes Gemeinschaftsvorhaben zwischen Rheinland-Pfalz und Luxemburg durchgeführt. Weitere Partner sind neben den Universitäten in Kaiserslautern und Luxemburg die Luxemburger Abwassersyndikate SIDEN und SIDEST und der saarländische Entsorgungsverband Saar (EVS) sowie die Wasserwirtschaftsverwaltungen von Lu-xemburg und Rheinland-Pfalz. Zudem wird das Projekt durch den Gemeinde- und Städtebund Rheinland-Pfalz und die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA) unterstützt. Weitere Informationen unter: https://www.emisure.lu/

Zwischenzeitlich wurde ein Förderantrag für ein weiteres INTERREG V A „Großregion“-Projekt gestellt, bei dem u. a. eine mobile Demonstrationsanlage mit mehreren technischen und naturnahen Eliminationsverfahren sowie Kombinationen davon (darunter der in „EmiSûre“ entwickelte Bodenfilter) zu Test- und Vorführungszwecken geplant ist sowie der Aufbau einer umfassenden Internetplattform zum Thema Spurenstoffe für die Großregion. Es bleibt spannend.

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