Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V.
Datenstrukturen und BIM in der Wasserwirtschaft – Herausforderungen und Perspektiven
Am 11. Juli 2025 fand erneut ein Thematischer Stammtisch zum Thema „Datenstrukturen und BIM in der Wasserwirtschaft“ statt, organisiert von der JDWA. Die Veranstaltung bot spannende Einblicke in aktuelle Entwicklungen der strukturellen Erfassung wasserwirtschaftlicher Daten im Kontext: Building Information Modeling (BIM) in der Wasserwirtschaft. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde der Teilnehmenden leitete Dr.-Ing. Maike Beier (Leibniz Universität Hannover, Sprecherin der AG WI-6.4) in das Thema ein.
Zu Beginn wurde der Übergang von historischen Datenstrukturen hin zu einem umfassenden Datenmanagement mittels BIM aufgezeigt. Besonders problematisch sei der derzeitige Informationsverlust zwischen Planung/Bau und der Betriebsphase (Controlling, Gebührenermittlung, Assetmanagement...) – gerade in der Siedlungswasserwirtschaft und v.a. im Bereich Kläranlagen. Ziel ist es, über eine einheitliche, standardisierte Datenstruktur diesen Bruch zu überwinden und Daten je nach Bedarf in verschiedener Aggregationsstufe zur Verfügung zu stellen.
Aktuelle BIM-Ansätze können dabei auf das bereits Ende der 90er erarbeitete Merkblatt DWA-M 803 aufsetzen, das mit der bauelementbezogenen gemeinsamen Struktur zur Datenablage (Elementkatalog) bereits bei vielen Betreibern der Wasserwirtschaft Verwendung findet und geeignet ist für die technisch, kaufmännischen und betrieblichen Anforderungen. Im Fokus steht im M 803 (aktuell i.d. Überarbeitung) ebenso wie bei BIM eine strukturierte Ablage vorhandener Daten – keine Neuerhebung –, ergänzt durch einheitliche Datenablage und Datenübergaben zwischen den Systemen - im M 803 erfolgt dies über die Vergabe sogenannter Struktur-Element-Nummern (SEN). Durch die hierarchische Datenstruktur können die Daten über den Anlagenlebenslauf nach Nutzerbedarf für die Auswertungen für Gebührenkalkulation, CO₂-Bilanzierung oder Benchmarking umgeschlüsselt werden.
Die derzeitig etablierte Kostenstruktur nach DIN 276 greift laut Beier für die Wasserwirtschaft zu kurz, da sie stark auf den Hochbau fokussiert ist. Während Bahn und Straßenbau bereits eigene Kostenstrukturen besitzen, fehlt für die Wasserwirtschaft ein vergleichbares System. Hier setzte das Merkblatt M 803 in den 90ern an. Aktuelle Entwicklung der Standardisierung und des modernen Datenmanagements - Schlagwort Building Information Modelling - werden durch die parallele DWA-Merkblattreihe M 860 flankiert, deren Veröffentlichung des Gelbdrucks für Oktober 2025 geplant ist und auch wieder bei der Umsetzung in der Wasserwirtschaft unterstützt.
Die Diskussion machte deutlich, dass BIM nicht nur als Planungsinstrument im Bau, sondern insbesondere als Informationsdatenbank für den Betrieb relevant ist. Derzeitige Use-Cases beschränken sich oft auf Bauprojekte – dabei liegen die Potenziale von BIM in der Betriebsunterstützung und Prozessoptimierung. Unterschiedliche Perspektiven – von Finanzverwaltung über Technik bis hin zu Betrieb – erfordern differenzierte Datenzugänge. Ein digitaler Zwilling könnte zukünftig alle relevanten Informationen bündeln und sektorenübergreifend nutzbar machen.
Der Abend gipfelte in einer regen Diskussion der Teilnehmenden und endete mit einem Aufruf zur Mitarbeit in der AG WI-6.4 "Datenstrukturen in der Wasserwirtschaft". Besonders gefragt sind Beiträge zur Nutzerperspektive: Welche Daten müssen bei der Anwendung von BIM hinterlegt werden? Wer Interesse hat, kann sich direkt bei der Arbeitsgruppe melden oder im Rocket.Chat-Channel #Fachgremien informieren.
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